Niemand kann einfach sein Leben zurücklassen

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In Beste Zeiten von Jenny Mustard begleiten wir Sickan durch ihre ersten Studienjahre in Stockholm. Eine Phase mit ersten richtigen Freundschaften, einer Beziehung und der Suche nach ihrem Platz in der Welt und in sich selbst. Zwar sagt sie „Erstaunlich, wie man mit den Schultern eines Rucksacks ein ganzes Leben hinter sich lassen kann.“ Doch blickt sie immer wieder zurück auf ihre schwierige Kindheit in einer Kleinstadt in Skåne und wir spüren durch den gesamten Roman hinweg, dass niemand so einfach sein Leben zurücklassen kann.

Mir hat der Schreibstil sehr gefallen, auch wenn ich erst in der zweiten Hälfte richtig reingefunden habe. Zwischendurch wollte ich die Protagonistin in den Arm nehmen und zu ihr sagen „du musst nicht alles zerdenken“. Gleichzeitig konnte ich ihre inneren Konflikte so gut nachvollziehen und war sowohl ihr als auch der Autorin und der Übersetzerin dankbar dafür, dass diese Gedanken so einfühlsam formuliert wurden. Es sind Gedanken, die mein jüngeres Ich wohl kaum hätte aufschreiben können.

Schon der Debütroman OKAYE TAGE hatte mich sehr begeistert. Umso schöner fand ich es, dass dieser Roman komplett in Schweden spielt. Dafür habe ich einfach eine kleine Schwäche.

Trotzdem weiß ich nicht so richtig, wie ich diesen Roman jetzt wirklich fand. Manchmal fehlte mir der Spannungsbogen oder die Ahnung, wo das alles hinführen soll. Ist das einfach ein typischer Gedanke bei Coming-of-Age-Romanen, wenn man sich daran vielleicht schon sattgelesen hat?

Ich kann das Buch trotzdem, ebenso wie den Debütroman, empfehlen, denn die Übersetzung von Lisa Kögeböhn ist wirklich hervorragend. Vielleicht hätte mich die Geschichte noch besser abgeholt, wenn ich sie als Hörbuch „nebenbei“ gehört hätte.
Weil ich nicht so streng sein will und trotzdem irgendwie fasziniert war, gebe ich
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