Ein literarisches bemerkenswertes Debüt, charakterlich anders als erwartet
Joana June verfolge ich schon eine Weile auf Instagram und ihre Art war mir gleich total sympathisch, weswegen ich mich umso mehr auf ihr Debüt gefreut habe. Außerdem mag ich tiefgründige, vielschichtige Charakterportraits und Geschichten, die aus mehreren Perspektiven erzählt werden, richtig gern.
Der Roman lässt sich erstaunlich gut lesen. Erstaunlich deshalb, weil er literarisch auf einem ziemlich hohen Niveau ist und sprachlich experimentelle Anteile hat. Der Stil der Erzählung wechselt immer mal wieder kurzzeitig und eigentlich bin ich davon echt kein Fan, aber das Maß war hier sehr angemessen und wird Literaturbegeisterte sicher für sich einnehmen. Gleichzeitig weiß June aber auch, ihre Worte präzise zu wählen, sodass es kein elitäres Werk ist. Dennoch ist der theaterhafte Aufbau des Romans etwas, das sich von anderen Büchern abzuheben vermag.
Spannend wird es schon beim Titel: Ist damit die Bestie im Sinne von bester Freundin gemeint oder im Sinne eines Ungeheuers? Und von einer eindeutigen Beantwortung dieser Frage sieht die Autorin ganz klar ab, so viel sei schon einmal gesagt. Auch generell eignet sich dieses Werk besonders gut für ein gemeinsames Lesen oder ein wiederholtes. Denn June versteckt immer wieder erzählerische Kleinigkeiten im Text, die beim ersten Lesen vielleicht gar nicht auffallen.
Mein Haupt-Kritikpunkt betrifft die Beziehung der beiden. Meine Erwartungen waren da wahrscheinlich einfach andere. Ich habe mich vor allem auf eine Entwicklung der Beziehung zueinander gefreut und die Sezierung ebendieser. Das gab es für mich nur abgeschwächt. Die Freundinnenschaft fand ich nicht so richtig glaubwürdig geschrieben oder zumindest war ich wiederholt irritiert über die Selbstbezeichnung der beiden. Zwischen den Protagonistinnen findet relativ wenig und überwiegend oberflächliche Kommunikation statt.
Stattdessen geht es vielmehr tief rein in die Gedankenwelt beider Frauen. Anouk gefiel mir dabei recht gut, bei Lilly fand ich das wiederum ziemlich anstrengend. Obsessive Figuren, die zudem extrem um ihre eigenen Gedanken kreisen, sind für mich ein ambivalentes Feld - manchmal mag ich das total, oft ist es mir aber auch ein wenig zu viel. Zudem zeigt Lilly ein bestimmtes Verhalten, mit dem ich nicht sonderlich gut umgehen kann, sodass ich mich da emotional immer etwas distanzieren musste.
Am Ende kommt für mich einiges an Klärung und Tiefgang dazu, gleichzeitig ging es mir aber ein bisschen zu schnell. Dadurch kamen auch einige Nebenhandlungsstränge etwas zu kurz, die ich gern noch intensiver verfolgt hätte.
Der Roman ist ziemlich echt, analysiert intensiv die Leben zweier junger Frauen, die Belastungen einer Content Creatorin und thematisiert zumindest ansatzweise parasoziale Beziehungen. Dabei schafft es June, zugleich rau und sanft zu schreiben, balanciert harte Realität und Poesie elegant aus. Feministische Themen lässt sie immer wieder kurz in die Geschichte einfließen, ich würde den Roman aber nicht grundlegend als explizit feministisch bezeichnen.
Für mich war es zwar nicht das gewünschte Highlight, aber „Bestie“ bleibt ein bemerkenswertes Debüt!
Der Roman lässt sich erstaunlich gut lesen. Erstaunlich deshalb, weil er literarisch auf einem ziemlich hohen Niveau ist und sprachlich experimentelle Anteile hat. Der Stil der Erzählung wechselt immer mal wieder kurzzeitig und eigentlich bin ich davon echt kein Fan, aber das Maß war hier sehr angemessen und wird Literaturbegeisterte sicher für sich einnehmen. Gleichzeitig weiß June aber auch, ihre Worte präzise zu wählen, sodass es kein elitäres Werk ist. Dennoch ist der theaterhafte Aufbau des Romans etwas, das sich von anderen Büchern abzuheben vermag.
Spannend wird es schon beim Titel: Ist damit die Bestie im Sinne von bester Freundin gemeint oder im Sinne eines Ungeheuers? Und von einer eindeutigen Beantwortung dieser Frage sieht die Autorin ganz klar ab, so viel sei schon einmal gesagt. Auch generell eignet sich dieses Werk besonders gut für ein gemeinsames Lesen oder ein wiederholtes. Denn June versteckt immer wieder erzählerische Kleinigkeiten im Text, die beim ersten Lesen vielleicht gar nicht auffallen.
Mein Haupt-Kritikpunkt betrifft die Beziehung der beiden. Meine Erwartungen waren da wahrscheinlich einfach andere. Ich habe mich vor allem auf eine Entwicklung der Beziehung zueinander gefreut und die Sezierung ebendieser. Das gab es für mich nur abgeschwächt. Die Freundinnenschaft fand ich nicht so richtig glaubwürdig geschrieben oder zumindest war ich wiederholt irritiert über die Selbstbezeichnung der beiden. Zwischen den Protagonistinnen findet relativ wenig und überwiegend oberflächliche Kommunikation statt.
Stattdessen geht es vielmehr tief rein in die Gedankenwelt beider Frauen. Anouk gefiel mir dabei recht gut, bei Lilly fand ich das wiederum ziemlich anstrengend. Obsessive Figuren, die zudem extrem um ihre eigenen Gedanken kreisen, sind für mich ein ambivalentes Feld - manchmal mag ich das total, oft ist es mir aber auch ein wenig zu viel. Zudem zeigt Lilly ein bestimmtes Verhalten, mit dem ich nicht sonderlich gut umgehen kann, sodass ich mich da emotional immer etwas distanzieren musste.
Am Ende kommt für mich einiges an Klärung und Tiefgang dazu, gleichzeitig ging es mir aber ein bisschen zu schnell. Dadurch kamen auch einige Nebenhandlungsstränge etwas zu kurz, die ich gern noch intensiver verfolgt hätte.
Der Roman ist ziemlich echt, analysiert intensiv die Leben zweier junger Frauen, die Belastungen einer Content Creatorin und thematisiert zumindest ansatzweise parasoziale Beziehungen. Dabei schafft es June, zugleich rau und sanft zu schreiben, balanciert harte Realität und Poesie elegant aus. Feministische Themen lässt sie immer wieder kurz in die Geschichte einfließen, ich würde den Roman aber nicht grundlegend als explizit feministisch bezeichnen.
Für mich war es zwar nicht das gewünschte Highlight, aber „Bestie“ bleibt ein bemerkenswertes Debüt!