Großartiges Debüt

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anna.liest Avatar

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„Bestie“ von Joana June ist ein Debütroman der mich absolut begeistert hat. Er ist klug konstruiert, sprachlich präzise und emotional intensiv. Im Mittelpunkt stehen Delia, die sich als „Lilly“ neu erfindet, und Anouk, eine charismatische Influencerin mit brüchiger Fassade die wiederum denkt Lilly für ihre Zwecke nutzen zu können. Es entsteht eine fragile Freundschaft bei der beide vorgeben jemand anderes zu sein und die schwankt zwischen Obsession und Solidarität.

Es gibt in dieser Geschichte keine Heldinnen, keine Gewinnerinnen. Nur zwei Frauen die sich wünschen wirklich gesehen zu werden – ohne Filter, im echten Leben.
Dabei treffen sie Entscheidunen, die weh tun, entweder sich selbst oder anderen.

Der Stil ist mal schmerzhaft direkt, mal poetisch und lässt jede Szene lebendig wirken. Vieles steht zwischen den Zeilen.
Besonders stark ist der sensible Umgang mit Themen wie weiblicher Selbstdarstellung, Macht, Einsamkeit und der Sehnsucht nach Echtheit – ohne Kitsch oder moralischen Zeigefinger.
Auch der Stil des Buches ist extrem clever aufgebaut und macht am Ende völlig Sinn (lasst euch überraschen).
Der Titel „Bestie“ hat mich ursprünglich neugierig auf das Buch gemacht und entfaltet im Verlauf eine ungeahnte Vielschichtigkeit und Doppeldeutigkeit.

„Bestie“ bleibt im Kopf – wie der Blick in fremde Leben und hinter die Fassade den man nicht abwenden kann.
Ein großartiges Debüt und absolutes Highlight!