Was ist hinter dem schönen Schein...?

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ismaela Avatar

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Auf dieses Buch war ich schon sehr gespannt, denn ich folge der Autorin schon eine Weile auf Youtube, weil wir einen ähnlichen Buchgeschmack haben, und sie schon sehr lange von ihrem eigenen Romanprojekt erzählt.

Mit Bestie erscheint nun also der Debütroman von Joana June… und ich bin ein bisschen zwiegespalten.

Der Schreibstil ist flüssig und schnell zu lesen, aber stellenweise wirkt er auf mich etwas zu bemüht, so, als müsste jeder Satz und jedes Wort nach „Literatur“ klingen, nach etwas perfektem. Dadurch wirkt vieles etwas sehr blumig und metaphorisch (wenn es das Wort gibt). Auch die Geschichte an sich finde ich etwas weit hergeholt – der Ansatz, in einer fremden Stadt einen Neubeginn zu machen, ist nicht brandneu, aber warum verschleiert man seinen Namen? Warum baut man völlig unnötig ein so großes Lügenkonstrukt auf? Sämtliche Probleme der Anfang bis Mitte 20-jährigen Protagonistinnen drehen sich ausschließlich um sie selbst; teilweise wird das alltägliche Leben wie eine Plage biblischen Ausmaßes beschrieben, nur weil man eben nicht 24/7 glücklich sein und Erfolg haben kann, sich alles um einen selbst dreht. Schön zu sehen am sog. Shitstorm, der Anouk trifft, weil sie von einem verheirateten Mann bloßgestellt wird und sie so tut, als würde das die ganze Welt interessieren (tut es nicht). Oder bei der Vorstellungsparty eines völlig überflüssigen, überteuerten Produktes der tausendsten Influencerin, während der man sein Leben hinterfragt.
Bestie ist eine sehr gute Beschreibung der Generation Z, die durch das schiere Überangebot an Informationen zu jeder Zeit und an jedem Ort und ihrer extremen Fokussieren auf sich selbst scheinbar verlernt hat, mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen, oder auch einmal nach links oder rechts zu schauen. So wirkt dieser Roman wie ein Wohnzimmer in einem Einrichtungshaus: nach außen hin wunderschön und perfekt dekoriert – aber hinter der Fassade gibt es irgendwie Nichts…