Zwischen Wollen und Sein, Freundschaft und Inszenierung

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enil_sch Avatar

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"Bestie" steht auf dem Cover und ich lese das erst deutsch, dann englisch und bin gespannt, welche der Bedeutungen sich hinter den Buchklappen verbirgt, auch wenn die tolle Covergestaltung auf Letzteres schließen lässt.
Ganz langsam zeigt sich im Laufe des Buches - beide Bedeutungen finden Anwendungen, mehr sei nicht verraten.
Joana June schafft es mit Klarheit und Einfühlsamkeit Situationen nachzuzeichnen, die wohl viele von uns schon erlebt haben. Lange nicht mehr habe ich bei einem Buch laut gelacht, weil ich beispielsweise die Begegnungen in der ersten gemeinsamen durchfeierten Nacht so gut nachvollziehen konnte.

Aber die Story ist so viel mehr als eine Erzählung vom Erwachsenwerden, Feiern und davon, das Leben zu genießen. Stattdessen wird schonungslos hinter die Kulissen geschaut. Wer bin ich? Wer bist du? Was macht der Erwartungsdruck von außen mit uns, was bewirkt Social Media? Was würden wir für unsere Träume tun und wann geben wir sie auf? Was passiert, wenn wir das inszenierte Hochglanzleben in den sozialen Medien mit der Realität abgleichen? Was bedeutet echte Freundschaft? Welche Verhältnisse haben wir zu unserer Familie? Und wie finden wir uns selbst?

Nach den ersten Seiten des Buches hatte ich vor allem damit gerechnet, dass es um Lilly geht, die sich neu erfindet und darum, wie ihr das (nicht) gelingt. Aber schnell nimmt die Geschichte Fahrt auf und ist so viel mehr.

Selbstfindung und zu sich stehen - mit allen Ecken und Kanten - die Bedeutung von Freundschaft und Familie. Das nehme ich von "Bestie" mit und bin sehr gespannt darauf, auf welche literarischen Reisen uns Joana June in den kommenden Jahren wohl noch mitnehmen wird.