Der etwas andere Kriminalroman

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annabelle Avatar

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Sie waren Freunde seit sie Buben sind. Der Joseph, der Martin und der Matthias, der Sepp, der Schani und der Hias. Sie sind so lange schon Freunde, dass sie Familie geworden sind. Auch wenn jeder seinen Weg gegangen ist. Aufgewachsen in Giesing, hat der Hias sein Glück in der Ferne gesucht. Für den Sepp war klar, dass er zur Polizei geht. Und der Schani hat rausgewollt aus den ärmlichen Verhältnissen. Was ihm auch gelungen ist. Nachdem er die Gerüstbaufirma seines ehemaligen Chefs übernommen hat, ist er ins Immobiliengeschäft eingestiegen und hat in Betongold investiert. Auf dem Weg nach oben, in die feine Münchner Gesellschaft, hat er sich viele Feinde gemacht.
Doch seinem alten Viertel und den Freunden ist er treu geblieben. Genau wie Hias, der mit seiner thailändischen Frau der Pflege des Vaters wegen nach München zurückkehrt und hier eine Kneipe eröffnet. Und der Sepp, der seinen Beruf als Mordermittler bei der Münchner Kripo aufgeben muss weil ihm eine Bechterew Erkrankung im wahrsten Sinne des Wortes im Nacken sitzt. Seine Cannabis-Schmerztherapie hat ihm den Namen Smokey eingebracht. Alt sind sie geworden, in die Jahre sind sie gekommen.Doch als ihr Freund Schani tot in einer Baugrube liegt, wird der Mordermittler in Smokey wieder wach.
Da seine ehemaligen Kollegen mit ihm nicht über den Fall sprechen dürfen, beginnt der Smokey seine privaten Ermittlungen. Wobei es ihm in erster Linie noch nicht einmal um den Täter geht sondern vielmehr um die Frage, wie er sein Leben lang mit einem Menschen befreundet sein konnte und eigentlich nichts über ihn weiß.

Betongold ist ein etwas anderer Kriminalroman als man gewöhnt ist. Hier ermittelt kein Team eines Morddezernats, es ist eine One-Man-Show des ehemaligen Ermittlers Joseph Frey, der Antworten auf seine Fragen sucht. Auch wenn sein Freund Moni (Hias) sagt:
Gib a Ruh...

Die Geschichte kommt eher unaufgeregt daher, es geht nicht in erster Linie um den Mordfall. Es geht auch um Freundschaft, Familie, Zusammenhalt. Dazu kommt dann der tragische Todesfall, die Verstrickung des Opfers in illegale Geschäfte, Korruption und Vetternwirtschaft.

Mit hat der Kriminalroman von Tanja Weber sehr gut gefallen. Eben weil er so anders ist. Der Schreibstil hat es mir angetan, der lakonische Witz, die sympathischen Figuren.
Das Cover passt wunderbar zum Inhalt der Geschichte – ein einsamer, nicht mehr ganz jung erscheinender Mann auf dem Weg. Im Hintergrund bekannte Münchner Gebäude.

Alles in allem ein sehr gelungenes Buch.