Um`s Eck

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heroemil Avatar

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Das Cover finde ich sehr gelungen. Ein einsamer kranker Mann auf den Weg in die Stadt. Ein Bild, das für die Geschichte steht.
Es sind die drei Freunde Smokey, der Schani und der Moni. Sie kennen sich ein Leben lang. Und dann wird der Schani tot in einer Baugrube aufgefunden. Der pensionierte Mordermittler Josef Frey, genannt Smokey, will auf eigene Faust die Ursache am Tod seines Freundes aufklären.
Der Kriminalfall tritt in dem Buch von Tanja Weber jedoch etwas in den Hintergrund. Stattdessen lassen Smokey`s Ermittlungen in vielen Rückblenden immer wieder Erlebnisse der langjährigen Freundschaft Revue passieren. Beleuchtet werden dabei auch die teils skrupellosen Geschäfte der Münchner Immobilienbranche.
Dreh- und Angelpunkt ist Moni`s Eck, die Kneipe, die der Moni von seiner Frau Monique nach deren Tod weiterführt. Hier ums Eck gewinnt der Roman besonders durch sein Lokalkolorit.
Smokey leidet unter der Morbus Bechterew-Erkrankung, die er als „seinen Russen“ bezeichnet. Es ist sein ständiger Begleiter, der mit ihm redet und den er versucht mit Cannabis auszutricksen. Im Grunde ist Smokey ein bemitleidenswerter Protagonist, der dennoch nicht aufgibt, den Fall zu lösen.
Bei seinen Recherchen stößt er immer tiefer in die Lebensverhältnisse seiner Freunde, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie führen die Leser dabei durch die Stadt und lernen München mit all seinen Schattenseiten kennen. Es geht um Beziehungen, Geld, und Macht. Um das wahre Leben.
Der Text ist flüssig geschrieben, wenn auch die Rückblenden anfänglich gewöhnungsbedürftig sind. Die Protagonisten bewegen sich in einem Milieu, das mich sofort aufgenommen hat. Der authentische Dialekt gehört einfach dazu.
Zugegeben, es ist kein temporeicher, spannungsgeladener Krimi. Auf jeden Fall lohnt es sich, diesen Krimi bis zum unerwarteten Ende zu lesen.
Es ist ein Buch, das ich gerne gelesen habe, und das ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann.