Erfrischend echte Gefühle

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lese-esel Avatar

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Mhairi McFarlane mal anders. Reifer irgendwie.
Die Figuren sind nach altbewährter Art wunderbar angelegt und in sich stimmig. Sie ergänzen sich wunderbar mit dem Charakter der Heldin, der in diesem Roman erstmalig umfassend Raum für innere Reflexion gegeben wird. Ein Vorgang, der in den vorherigen Romanen weniger ausgeprägt war.
In ihrer Geschichte arbeitet die Autorin erschreckend realistisch heraus, wie jemand jahrelang in einer Beziehung leben kann, der Meinung ist, alles sei bestens, um dann festzustellen, dass ein wesentlicher Charakterzug des Partners all die Jahre im Verborgenen blieb. Nach und nach kommt die Wahrheit ans Licht, durch Gespräche mit Freunden, Sätze, die scheinbar harmlos sind, aber doch ein immenses Gewicht haben. Die Protagonistin Roisin dröselt die Zusammenhänge auf, angestoßen von der Tatsache, dass sie das Gefühl hat, ihre Beziehung hat sich verändert, seit ihr Partner Joe auf der Erfolgsschiene fährt. Und das ziemlich rasant.
Unterstützung erhält sie dabei von ihrem langjährigen Freund Matt aus der Clique, der schon seit längerem Zielscheibe des Spotts von Joe geworden ist. Deshalb hat er Abstand und kann Joes Charakter klar erkennen.
Was mir an dem Roman besonders gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass die Helden nicht um den heißen Brei herumreden, sondern die Fakten/Gefühle deutlich aussprechen und den anderen damit konfrontieren. Nichts ist in meinen Augen schlimmer und langweiliger zu lesen, als Helden, die um ihre Gefühle herumeiern, meinen, sich nie wieder im Leben verlieben zu dürfen und den anderen in die Flucht zu schlagen, wenn sie sich trauen, zu ihren Gefühlen zu stehen.
Das ist hier zum Glück nicht der Fall und deswegen ist diese Liebesgeschichte so erfrischend und ehrlich. Es hat wohl auch mit dem Alter der Helden (und Autorin?) zu tun. In den Dreißigern ist man schon etwas abgeklärter im Umgang mit der Liebe und nicht mehr so grenzenlos naiv und unerfahren wie in den Zwanzigern.
Eine wunderbar ehrliche und realitätsbezogene Geschichte, die verdeutlicht, dass manchmal die Dinge des Lebens im Umbruch sind, aber wenn man zu sich selbst und seinen Gefühlen steht, steht man nicht allein da.