Spannender Mix aus History, Spionage & Lovestory

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minjo Avatar

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Die hochschwangere Krankenschwester Johanna Gabathuler kehrt 1917 nach einem Jahr an der Front zurück in ihre Heimat Davos. Sie ist die Tochter des Curhaus-Direktors und musste ihm vor ihrer Abreise versprochen, sich bei ihrer Rückkehr mit einer guten Partie verheiraten zu lassen. Ein schwerer Fehler, denn ihre eigene Familie gibt ihre mit dem Soldaten Erich unehelich gezeugte Tochter sofort nach der Geburt weg, damit das "Balg" nicht die Heirat mit Großrat Thanner gefährdet, den Johanna bald heiraten und der für ihren Vater den wirtschaftliche Niedergang des Sanatoriums verhindern soll. Johanna ist verzweifelt, sie will ihre Tochter Elli wiederhaben und gerät so in die Fänge der Gräfin von Hauser, die ihr eine Zukunft mit Elli verspricht, wenn Johanna im Gegenzug ihre Position nutzt, um an Informationen für sie (und somit das deutsche Kaiserreich) zu kommen. Bald ist Johanna tiefer in die Spionage-Aktivitäten der verschiedenen Mächte, deren Agenten verdeckt in Davos und im Curhaus agieren, verstrickt, als ihr lieb ist und gut tut. Dennoch sieht sie darin ihre einzige Chance, schnell an genug Geld und einen Pass zu kommen, um mit Elli fliehen zu können. Sie stellt sich sehr geschickt an und wird bald auch für die Gegenseite interessant. Doch für Spione gibt es nur eine wichtige Regel: wer auffliegt, stirbt...

Zum Buch:
Gerne hätte ich etwas mehr Hintergrundwissen, wie es eigentlich genau zu diesem Buch kam. Es basiert wohl auf dem Drehbuch der Serie "Davos", die kommendes Weihnachten ausgestrahlt werden soll. Daher recht cleveres Timing, dieses Buch rechtzeitig vorher auf den Markt zu bringen und die Leser neugierig auf die filmische Umsetzung zu machen. Dieser Roman bedient gleich mehrere Genres: es ist sowohl ein historischer Roman mit intensiver Spionagehandlung und zugleich eine Liebesgeschichte. Man könnte meinen, das ist für ein Buch vielleicht etwas zu viel auf einmal gewollt, aber tatsächlich funktioniert es hier sehr gut. Die Hauptprotagonistin ist Johanna Gabathuler, aus deren Perspektive auch hauptsächlich erzählt wird. Dennoch wechselt die Perspektive auch häufig zu den nicht minder interessanten und oft komplexen Neben-Charakteren, die alle natürlich ihre eigene Geschichte mitbringen, wie sie zum Agenten geworden sind. Das lenkt streckenweise etwas von der Handlung ab und bremst die Dynamik und den Aufbau der Spannung. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, jedes mit einer dem Inhalt entsprechenden Kapitel-Headline. Der Schreibstil ist flüssig und bildstark und schafft es, Stimmungen und Atmosphäre glaubhaft zu transportieren. Die Entwicklung von Johanna ist erstaunlich und nicht immer ganz nachvollziehbar, dennoch ergibt alles in allem eine runde Geschichte mit einer sich langsam, aber stetig aufbauenden Spannung.

Persönliche Meinung:
Ich kann normalerweise mit Spionageromanen nicht viel anfangen und bin nur wegen der Geschichte um Johanna schwach geworden. Aber ich habe es nicht bereut und es hat tatsächlich meine Neugier auf dieses Genre etwas geweckt. Ich fand die Grausamkeit des Krieges, sowohl draußen an an der Front als auch Undercover sehr eindrücklich und bildhaft beschrieben. Wer hier etwas sensibel auf grausame Kriegsszenen, auch an Frauen und Kindern, reagiert, sollte diese Passagen besser überspringen, denn sie sind schon schwer zu verdauen (leider aber Realität sowohl in der Vergangenheit als auch in heutiger Zeit überall auf der Welt). Selbst im beschaulichen, neutralen Davos ist die Idylle trügerisch und der Kampf im Verborgenen umso unerbittlicher. Nichts und vor allem niemand ist, was er/sie auf den ersten Blick scheint. Damit nicht alles so historisch-trocken oder spionagemäßig-meuchlerisch daherkommt, gibt es noch eine große Portion Herzschmerz. Zum einen verliert Johanna ihr Herz ein zweites mal (doch ob sie ihm trauen kann, steht auf einem anderen Blatt) und natürlich hofft man bis zum Ende auf die Wiedervereinigung mit ihrem Baby. Ich habe mitgefiebert und mitgelitten und so soll es ja schließlich bei einem gelungenen Buch sein.

Zum Cover:
Etwas düster in seinem grau-roten Gewand, doch letztlich sehr passend zur Story. Auch der Titel ist stimmig.

Mein Fazit:
Geschichtliche Fakten gut-verdaulich verpackt in einer kurzweiligen, aber komplexen Story, die für unterhaltsame Lesestunden sorgt. Nichtsdestotrotz keine leichte Kost, die durchaus noch länger nachklingt, zumal man sich in diesen Tagen ja leider wieder mit dem Thema Krieg auseinandersetzen muss.
Man darf gespannt sein auf die filmische Umsetzung. Fünf Sterne und klare Leseempfehlung.