Biest

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
linus63 Avatar

Von

Der israelische Geheimdienst Mossad hat Hinweise, dass der berüchtigte Computerwurm Stuxnet in die Hände von Terroristen gelangt ist. Das Schadprogramm wurde speziell für ein bestimmtes System zur Überwachung und Steuerung technischer Prozesse entwickelt und hat unter anderem für außerplanmäßige Störungen im iranischen Atomprogramm gesorgt. Da als nahe liegendes Ziel europäische Infrastruktursysteme ausgemacht werden und ein ehemaliger ranghoher Stasi-Offizier in die Sache verwickelt scheint, wendet sich der Mossad an die europäische Eliteeinheit ECSB, deren Agentin Solveigh Lang, genannt Slang, mit der Sache betraut wird. Allmählich kristallisiert sich heraus, dass russische Nationalisten ein Interesse daran haben könnten, Störfälle in europäischen Atomkraftwerken auszulösen, um den Exportpreis für russisches Gas zu vervielfachen. Schon bald treten die ersten Störungen auf. Kann die ECSB eine Katastrophe verhindern?

Der zweite Band um die sympathische und fähige Slang von der ECSB und ihr Team ist ein actionreicher und komplexer Agententhriller, fesselnd und sehr gut zu lesen. Jenk Saborowski kreiert ein anschauliches, durchgehend spannendes und gut recherchiertes Szenario, das in der Gegenwart spielt und mit seinem brisanten Thema und Verweisen auf reelle Vorfälle wie z.B. die Nuklearkatastrophe von Fukushima erschreckend realistisch ist. Hierbei verzichtet er weitgehend auf blutige Details unappetitlicher Morde und legt den Schwerpunkt auf spannende Verfolgungen, logische Schlussfolgerungen, greifbare Protagonisten und ständig wechselnde Schauplätze quer durch Europa, Russland und Israel. Nach einer recht ausführlichen Einführung in Thema und handelnde Personen (ein Personenregister befindet sich am Ende des Buches!) zieht das Tempo drastisch an. Zeitsprünge von z.T. mehreren Tagen und Ortswechsel wie z.B. Moskau, Berlin, Brüssel, St. Petersburg und Heilbronn auf wenigen Seiten konzentrieren die Handlung und erzeugen eine dichte Atmosphäre und ein rasantes Tempo. Jedoch lässt Saborowski auch ein wenig Privates in die Handlung einfließen, wodurch bei den knallharten und hochqualifizierten Agenten neben ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten menschliche Züge zum Vorschein kommen und sie etwas greifbarer werden. So muss sich Slang mit einer ungeplanten Schwangerschaft arrangieren, während der Rollstuhlfahrer Dominique aus ihrem Team daran arbeitet, wieder laufen zu lernen und eine neue Rolle innerhalb der ECSB zu übernehmen. Natürlich alles, ohne ihr Ziel aus den Augen zu verlieren. Teamfähigkeit und Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden sind unabdingbar und machen an verschiedenen Orten mit lokaltypischen Eigenheiten und unterschiedlichen Individuen die Handlung abwechslungsreich und interessant. Vereinzelt aufgegriffene Klischees aus Agentenfilmen erzeugen stellenweise einen amüsanten Beigeschmack. Störend sind diverse Rechtschreibfehler und vereinzelt vertauschte Namen, was das Lesevergnügen insgesamt aber nicht schmälert.

"Biest" ist ein gut recherchierter und spannender politischer Agententhriller, der durch sein brisantes Thema sehr aktuell ist. Die packende Handlung mit anschaulichen Protagonisten machen das Buch zu einem wahren Lesevergnügen. Sehr empfehlenswert!