Zurück in den Schoß von Mutter Natur

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r.e.r. Avatar

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Fast hätte ich diese Leseprobe an mir vorbeiziehen lassen. Nicht schon wieder ein Thriller dachte ich. Aber irgendwie war das Wetter für einen Sonntagsspaziergang zu schlecht und so habe ich doch zu lesen angefangen. Und siehe da, beinahe wäre mir da etwas sehr interessantes durch die Lappen gegangen.

1791: Die Besatzung der MS Bounty hat ein unbewohntes Eiland am Ende der Welt entdeckt. An der steil aufragenden Felsenküste gibt es jedoch nirgends einen Platz zum anlanden. Immerhin scheint in einer Felsenspalte eine Trinkwasserquelle zu sein. Kapitän Henders gibt den Befehl eine Schaluppe mit drei Mann Wasser holen zu lassen. Frears, einer der drei, überlebt diesen Einsatz nicht. Ein überdimensionales Maul stülpt sich über den Rand der Felsen, verschlingt ihn vor den Augen seiner entsetzten Kameraden und zieht ihn in die Felsenkluft. Kapitän Henders verlässt mit seiner Crew sofort den Ort des Geschehens und verordnet Stillschweigen über die Vorgänge. Nur die Ortung der Insel vermerkt er in seinem Logbuch.

2009: Eine Schiffscrew mit Wissenschaftlern und einem Fernsehteam an Bord findet die legendäre Insel von Kapitän Henders. Man dreht die DokuSerie SEALIFE. Die Einschaltquoten sind in letzter Zeit zurückgegangen. Von der noch nicht erforschten Insel erwartet man nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht den großen Durchbruch. Ein Team bestehend aus dem Biologen Glynn, den weiteren Teilnehmern Dawn und Nell und dem Kameramann Zero beschließen eine erste Besichtigung. Besonders eine Felsenspalte scheint von Interesse zu sein. Von der Flora und Fauna überwältigt ist es für Glynn fast wie in den Schoß von Mutter Natur zurückzukehren. Kaum hat er diesen Gedanken formuliert stülpt sich ein überdimensionales Maul über den Rand der Felsenspalte und verschlingt die Hälfte seines Körpers. Vor laufender Kamera.

Warren Fahy hat in "Biosphere" Traum und Alptraum des modernen Menschen gegenüber gesetzt. Den Traum von noch unentdeckten Inseln oder Landstrichen, von noch nicht entdeckten Tierarten oder anderen Lebewesen. Einmal der erste sein etwas neues zu finden, zu benennen, sich in die Geschichtsbücher einzutragen. Und den Alptraum zu erkennen, dass man diese Entdeckung nicht beherrschen kann. Das sie eine tödliche Gefahr birgt, die auch mit unseren modernsten Errungenschaften nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Atemberaubend spannend liest sich das, gerade durch die kurzen Sequenzen. die Ort- und Zeitsprünge. Sicherlich ist "Biosphere" kein großes literarisches Meisterwerk. Aber ein prima Schmöker sicherlich. Manchmal ist Regen am Sonntag doch zu etwas nutze.