Henders Herden

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Heimische und nicht-heimische Arten leisten sich in der Natur einen Kampf ums Überleben. Da in unserer globalisierten Welt auch die Grenzen für Flora und Fauna mehr und mehr verschwimmen, droht die dauerhafte Verdrängung heimischer Arten. Sofern es sich dabei um die chinesische Wollhandkrabbe handelt, die über Balastwasser der Containerschiffe bis ins deutsche Wattenmeer gelangte, sind die Folgen für die hemischen Krabbenarten vielleicht noch kalkulierbar. Was aber, wenn es sich dabei um Lebewesen handelt, die eine akute Gefahr für die Menschheit darstellen könnten?

Der US-amerikanische Schriftsteller Warren Fahy spielt mit den Ängsten des Menschen, auf dem Planeten Erde möglicherweise immer noch 'weiße Flecken' auf der Weltkarte zu identifizieren. Speziell die Tiefsee birgt bis heute einige artspezifische Geheimnisse, darin sind sich die Biologen einig.

Ebenfalls in marines Umfeld gesetzt wurde der Schauplatz des Fantasy-Science-Fiction-Romans "Biosphere" (engl. Originaltitel "Fragment"). Irgendwo im Südpazifik wurde im 18 Jahrhundert ein Eiland nach dem Kapitän einer Expedition benannt, die schlichtweg vom Kurs abkam: Henders Island. Fast vergessen wird diese abgeschiedene Insel in der Neuzeit der zentrale Schauplatz einer US-amerikanischen Fernsehproduktion. Im Stil von 'Big Brother' wird für die Reality-Show 'Sea Life' eine Gruppe junger Wissenschaftler von einem Kamerateam begleitet. Ziel ist weniger die wissenschaftliche Analyse durch Biologen und Ökologen, denn besonders hohe Einschaltquoten.

Als die schwimmende Show-Bühne - ein hoch-modernes Boot namens Trident - Henders Island schließlich erreicht und erste Teilnehmer die Strände betreten, kommt es zu einem tragischen Zwischenfall: Menschen werden angegriffen und getötet von Lebenwesen, die kein menschliches Auge je zuvor gesehen hat. Verängstigt, aber ebenso aufgeregt, beginnen die Wissenschaftler mit dem Sammeln von Proben, dem Beobachten lebender Exemplare und dem Sezieren toter Körper. Rasch wird allen Beteiligten klar, dass sie es hier mit einem einmaligen Ökosystem zu tun haben, welches wahrscheinlich über Jahrmillionen von den anderen Landmassen getrennt war. Es konnten sich unter diesen abgeschiedenen Bedingungen pflanzliche wie tierische Arten entwickeln, die durch einen besonders raschen Lebenszyklus und besonders hohe Aggressivität auffallen. Nicht nur das Leben der Wissenschaftler, sondern das der gesamten, vertrauten Welt ist durch den Kontakt mit dieser neuen Artenvielfalt in Gefahr.

Kaum in irgendein Genre einzuordnen enthält 'Biosphere' die unterschiedlichsten Aspekte eines Thrillers, eines Fantasy-Romans, eines Science Fiction-Romans und einer Seminarveranstaltung 'Biologie-Leistungskurs'. Spannung wird gleich von Beginn an erzeugt durch eine authentische Aufmachung des Buches: Der Prolog führt ein in ein komplexes Thema der weltweit migrierenden Arten und die Zeichnungen der Henders-Spezien vermitteln den Eindruck eines realen, ökologischen Problems.

Klischeehaft allein sind die Liebensszenen zum Ende hin und einige zu dick aufgetragene Dialoge unter Freunden  - darüber hinaus jedoch ein Buch zum Nicht-mehr-weg-legen. Henders Island packt den Leser - man erwartet fast demnächst eine Sonderausgabe der National Geographic dazu.