Auroras spurloses Verschwinden

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hennie Avatar

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Sechs Freunde. Ein Mörder. Wem vertraust du? (Untertitel)

Der Titel (im Original „She Lies in Wait“), das geheimnisumwobene Cover, die Leseprobe und nicht zuletzt die lobenden Worte von dem englischen Autoren-Ehepaar Nicci French, dem amerikanischen Schriftsteller A.J. Finn...weckten in mir große Erwartungen an dieses Debüt von Gytha Lodge.

Bei diesem Krimi handelt es sich um einen Cold Case. Nach 30 Jahren werden durch einen Zufall die Überreste der 14jährigen Aurora Jackson gefunden. Sie verschwand nach einer sommerlichen Zeltnacht mit den Freunden ihrer Schwester Topaz, ohne eine Spur zu hinterlassen. Detective Chief Inspector Jonah Sheens untersucht mit seinem Team den Fall noch einmal und beginnt die Ermittlungen mit der erneuten Befragung der sechs Freunde...

Ja, was soll ich schreiben? Es fällt mir ehrlich gesagt ziemlich schwer, meine unzähligen Gedanken in passende Worte zu kleiden. Die teilweise euphorischen Beurteilungen zu diesem Buch kann ich leider überhaupt nicht teilen. Es fehlte mir zu vieles in dieser Geschichte. Zunächst haperte es an der durchgehenden Spannung. Mich trieb ständig die Frage beim Lesen weiter: “Wann passiert endlich was?“ Die eingestreuten Rückblenden in das Jahr 1983 mit Aurora in der Hauptrolle trugen bei mir auch nicht zur Erhellung bei.

"Ein dunkler, tiefgehender, grandioser Krimi - das flammende Porträt einer Freundschaft und ihres Verrats." Nicci French

Was sind das für große Worte! Absolut nichts von dieser Aussage kann ich bestätigen. Für mich waren die sechs angeblichen Freunde eine seltsame Gemeinschaft von jungen Menschen, die nichts weiter verband als belangloser Sex, Eifersüchteleien und eine Unmenge an Drogen.
Mich störten außerdem als Vielleserin von Krimis und Thrillern die mangelhafte Logik in den Handlungsabläufen und die häufigen Banalitäten. Genannt sei hier Jonahs Geheimnis aus der Jugend. Das spielte am Ende eine untergeordnete Rolle, muss aber zum Schluß als Erkenntnisgewinn und zur Entlarvung des Täters herhalten. Seine guten privaten Verbindungen von der Schule her und als Polizeianfänger wirken für den Fall zu konstruiert. Insgesamt gesehen wären für die Story weniger Zufälle besser gewesen. Die Vorgänge um die Ermittlungen nehmen zu viel Raum ein, waren mir zu langatmig. Dahinter blieben die Charaktere zu blass, zeigten zu wenig Profil. In der Jugend mag das ja noch angehen, aber 30 Jahre später? In der Ausformung der Figuren liegt noch viel Potential für den Folgeband.

Würde ich weniger kritisch an dieses Werk herangehen, bleibt eine Erzählung über einen lang zurückliegenden Vermißtenfall, der sich leicht lesen läßt. Als Kriminalroman bezeichne ich „Bis ihr sie findet“ nicht. Eine weitere Folge werde ich voraussichtlich nicht lesen.

Ich bewerte das Debüt der jungen Autorin mit gutgemeinten 3 von 5 Sternen und vergebe eine eingeschränkte Empfehlung.