Gut konstruierte, fesselnde Unterhaltung ohne explizite Gewaltdarstellungen

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Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Sechs Freunde. Ein Mörder. Wem kannst du trauen? Südengland an einem heißen Juliabend des Jahres 1983. Sechs Schulfreunde treffen sich, um gemeinsam im Wald zu zelten. Sie alle sind aufgeweckte Jugendliche und anarchisch, unerschrocken, schön, scheinbar für höhere Ziele geboren. Die erst vierzehnjährige Aurora kann kaum glauben, für ein paar Stunden zu ihrer Clique gehören zu dürfen. Am nächsten Morgen ist sie spurlos verschwunden. Dreißig Jahre später taucht in eben jenem Wald eine Leiche auf. Detective Chief Inspector Jonah Sheens weiß sofort, wen man nach all der Zeit endlich gefunden hat: Aurora. Die sechs Freunde sind mittlerweile ein jeder auf seine Weise beruflich erfolgreich geworden und halten alle an ihrer Unschuld fest. Was genau ist damals geschehen? War der Mörder die ganze Zeit in ihrer Mitte? Es ist an Jonah Sheens, das Netz aus jahrzehntealten Lügen, polizeilichen Versäumnissen und wohlgehüteten Geheimnissen zu entwirren.

Autorin (Quelle: Verlagsseite)
Gytha Lodge ist eine britische Schriftstellerin und mehrfach ausgezeichnete Theaterautorin. Sie studierte Englische Literatur in Cambridge und Kreatives Schreiben an der University of East Anglia. Ihre Kinder- und Jugendliteratur hat auf Wattpad eine große Fangemeinde. „Bis ihr sie findet“ ist ihr Krimidebüt.

Allgemeines
Titel der Originalausgabe: „She lies in wait“, ins Deutsche übersetzt von Kristian Lutze
Erscheinungstermin: 4. September 2019 bei Hoffmann und Campe als broschiertes TB mit 400 Seiten
Gliederung: Prolog – 42 Kapitel – Danksagung
Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
Handlungsort und -zeit: Südengland in den Jahren 2013 und 1983

Inhalt
Im Sommer 1983 darf die verträumte vierzehnjährige Aurora mit der „coolen“ Clique ihrer älteren Schwester Topaz im Wald zelten. Die Nacht wird für sie jedoch nicht zum Vergnügen, da die älteren Jugendlichen Alkohol trinken, Drogen konsumieren und sich - wenig diskret – sexuellen Aktivitäten hingeben. Am frühen Morgen ist Aurora spurlos verschwunden und taucht trotz intensiver Suchaktionen ihrer Begleiter und der Polizei nicht wieder auf.
Dreißig Jahre später findet ein Kind beim Spielen im Wald sterbliche Überreste, die Aurora zugeordnet werden können. DCI Jonah Sheens soll herausfinden, was in der Nacht von Auroras Verschwinden passierte und wer aus der Gruppe für ihren Tod verantwortlich ist, falls es sich überhaupt um ein Mitglied der Clique handelt, denn auch Auroras Englischlehrer, für den sie geschwärmt hatte, wurde seinerzeit in der Nähe des Zeltplatzes gesehen.
Die Ermittlungen werden durch eine vorherige Bekanntschaft zwischen Jonah und den diversen Tatverdächtigen verkompliziert: Jonah besuchte seinerzeit dieselbe Schule wie diese, gehörte aber nicht zum Freundeskreis.

Beurteilung
Die Krimihandlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven und auf zwei Zeitebenen erzählt. In die Kapitel über die Untersuchungen durch Jonah Sheens und seine engagierte junge Kollegin DC Juliette Hanson sind Abschnitte eingeflochten, die die Vorgänge des Zeltausflugs im Juli 1983 aus der Perspektive von Aurora beschreiben. Dadurch ist der Leser den Ermittlern einen Schritt voraus, ohne allerdings frühzeitig der Auflösung des Falls nahezukommen. Vielmehr gelingt es der Autorin, geschickt Verdachtsmomente gegen alle Mitglieder der Clique und den Englischlehrer zu platzieren. Dabei werden die Gruppendynamik und die Charaktere der (damaligen) Jugendlichen sowie deren Rollen innerhalb der Gruppe gründlich ausgearbeitet.
Der Roman ist in einem anschaulichen Sprachstil verfasst und liest sich nicht zuletzt aufgrund des Perspektivwechsels kurzweilig und fesselnd, obwohl die Spannungskurve erst gegen Ende steigt und keine reißerischen, brutalen Szenen vorkommen.
Die nur nebensächliche Thematisierung des Privatlebens der Ermittler fällt angenehm auf, allerdings wirkt diese im Fall der Polizistin Hansom, die von ihrem Ex-Freund gestalkt und belästigt wird, nicht ganz glaubwürdig. Die Einschüchterung dieser mutigen und selbstbestimmten Frau durch die Belästigungen passen nicht recht zum sonstigen Verhalten der Polizistin.

Fazit
Ein gelungenes Debüt, das gut konstruierte, fesselnde Unterhaltung ohne explizite Gewaltdarstellungen bietet – sehr lesenswert!
4,5 Sterne