ordentliche Arbeit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
janeycooper Avatar

Von

Bis zum Schluss wusste ich nicht, wer der Mörder war, was schonmal ein gutes Zeichen für einen Krimi ist. Oder schlecht für mich, Zeichen in die entsprechende Richtung gab es durchaus 😉
Alles in allem war es eine sehr angenehme Lektüre, die sich gut am Stück lesen lies. Es gibt mehrere Perspektiven, anfangs Jonah Sheens bei den aktuellen Ermittlungen und Aurora wie sie das Wochenende erlebt. Im Laufe des Buchs kommen in beiden Zeiten weitere Perspektiven hinzu. Man hat das Gefühl, als Leser einen guten Einblick zu bekommen, mit nicht zu vielen, aber eben auch nicht zu wenig Informationen. Es gibt kein unnötiges Drama, keine künstlich hochgepushte Spannung. Für mich persönlich ist das wirklich sehr angenehm, ich mag kein Tamtam, bei dem am Ende nur heiße Luft rauskommt. Ich mag ordentliche Polizeiarbeit, die zumindest realistisch wirken soll. Ob etwas zu 100% realistisch ist, kann ich als Laie sowieso nicht einschätzen, aber stimmig soll es sein. Und in diesem Buch habe ich bekommen, was ich in einem Krimi suche. Jonahs Sicht der Dinge und sein strategisches Vorgehen sind dafür Gold wert. Dieses im Genre viel zitierte Bauchgefühl kommt zu tragen, wird aber von gründlichen Nachforschungen untermauert.
Sheens Vergangenheit dagegen ist ein kleiner „Drama-Punkt“. Es reißt Löcher des Zweifels in die Fassade des perfekt ordnungsgemäßen Polizisten und macht ihn damit zum Menschen. Gleichzeitig bekommt man einen weiteren Blickwinkel, wie die Verdächtigen damals als Jugendliche waren.
Über Hanson als die neue Ermittlerin kann man sich auch erst nach und nach im Laufe des Buches ein Bild machen. Falls weitere Bände erscheinen sollten, hoffe ich, dass ihr Charakter etwas mehr Farbe bekommt. Noch ist sie ganz ok, aber wenn das in diese Richtung weiter geht, wird ihre Figur zur Nervensäge. Insbesondere, wie sie mit einem Problem in ihren Privatleben umgeht, passt einfach nicht. Das bietet leider Potential, in einem eventuellem Folgeband zu Drama ausgeschlachtet zu werden, und hoffe inständig, dass das nicht passiert, weil sie dafür einfach schlicht zu intelligent ist.
Über die damals Jugendlichen und ihr jetziges Leben erfährt man unterschiedlich viel. Sieben Personen waren damals vor Ort und sind nun verdächtig. Hierbei ist sehr interessant, das man ja beobachten kann, was diese Menschen in den letzten 30 Jahren gemacht haben, und kann den alten Fall nochmal ganz neu betrachten. Auroras Tod hat sie alle verändert, und es ist faszinierend, wie jeder von ihnen anders damit umgeht.