Was geschah vor 30 Jahren?

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Lange muss man nicht warten, denn bereits im Prolog wird die Leiche der schon lange vermissten Aurora gefunden - der Einstieg in das Buch war also schnell und ohne lange Vorrede. Das hat mir sehr gut gefallen, denn ab diesem Zeitpunkt ging es daran, den Fall aufzuklären.

Besonders gut hat mir gefallen, dass die Ermittler immer wieder an ihre Grenzen stoßen, da der Vermisstenfall schon so lange in der Vergangenheit liegt. Vor 30 Jahren ist das Mädchen spurlos verschwunden, jetzt mit ihrem Auffinden scheinen allerdings alle Spuren kalt zu sein. Dass es eben nicht sofort DIE eine Lösung gab, sondern man auch als Leser vor einem großen Haufen Fragezeichen stand, wirkte sehr realistisch und dadurch sehr spannend.

Was mich aber wirklich davon abgehalten hat, das Buch aus der Hand zu lesen, waren die unterschiedlichen Perspektiven. Zwischen den Kapiteln, die in der Gegenwart spielen, werden nämlich immer wieder Szenen aus der besagten Nacht von Auroras Verschwinden eingestreut. Man erlebt den Tag und die Nacht mit ihren Augen. Ich hatte richtig Gänsehaut, weil man ja schon weiß, dass sich ein Unglück anbahnt, das Mädchen aber eben nicht. Und man will natürlich wissen, ob sich die Spekulationen, die in der Gegenwart gemacht werden, auch bewahrheiten. Für mich war das wirklich ein Grund, immer weiter zu lesen.

Leider hatte ich aber an der ein oder anderen Stelle auch meine Probleme. Mit dem Ermittler konnte ich nicht wirklich etwas anfangen, was vor allem an seinem Verhalten in der Gegenwart liegt - bedingt durch die Vergangenheit. Dies kann ich leider nicht näher beschreiben ohne zu spoilern.

Gut hingegen waren die anderen Personen, die Schwester und Freunde von Aurora, die in dieser Nacht gemeinsam mit ihr gecampt haben. Hiermit meine ich aber wie authentisch sie beschrieben wurden und wie gut sie "gezeichnet" waren. Sympathisch sind sie nämlich nicht unbedingt. Aber jeder hat auf seine Art eine Entwicklung durchgemacht, die ihr Handeln in der Gegenwart nachvollziehbar gemacht hat. Als Leser merkt man, dass nicht nur einer etwas zu verbergen hat, bekommt diejenigen aber auch nicht wirklich zu fassen. Hier wären ein paar Hinweise seitens der Autorin schön gewesen, um etwas mehr miträtseln zu können.

Das Ende konnte mich dann nämlich sehr überraschen. Es hat mich sogar richtig traurig gemacht, weil es die dunkle Seite im Menschen aufzeigt. Aber es hat sehr gut zum Buch gepasst und war absolut glaubwürdig.

Kleine Abzüge gibt es von meiner Seite für den Ermittler, ansonsten wurde ich aber gut unterhalten und habe Aurora richtig ins Herz geschlossen. Von mir gibt es 4,5 Sterne!