Wie weit geht Freundschaft?

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lunama Avatar

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Die 14 jährige Aurora Jackson ist sehr geschmeichelt, als sie eingeladen wird, mit ihrer ein Jahr älteren und selbstbewussten Schwester Topaz und ihrer Clique zelten zu fahren. Auch wenn sie sich unwohl fühlt und merkt, dass gerade ihre Schwester sie eigentlich nicht dabei haben will, ist sie auch stolz mit den sechs älteren Freunden was zu unternehmen. Im Laufe des Abends verstärkt sich jedoch dieses Unwohlsein bei Aurora, sie fühlt sich nicht zugehörig, teilweise sogar abgestoßen vom Reden, Alkohol, Drogen und Sex.
Am nächsten Tag ist Aurora spurlos verschwunden..

Ich konnte beim Lesen Auroras Gefühle, das wachsendes Unwohlsein und auch das anfängliche geschmeichelt sein sehr gut nachvollziehen, ich fand das sehr authentisch, lebendig und mitfühlend beschrieben.

30 Jahre später findet ein argloses Mädchen im Wald einen Finger, schnell wird klar, dass es nur die Überreste von Auroras Leiche sein können und die 14 jährige den Zeltplatz damals nicht lebend verlassen hat. Neben der Leiche wird ein Drogendepot gefunden, was noch mal ein anderes Licht, einen anderen Ansatz auf die Geschehnisse wirft..
Detective Chief Inspector Jonah Sheens, der mit den Jugendlichen damals auf eine Schule gegangen ist, rollt den Fall sofort wieder auf und beginnt mit den Ermittlungen noch mal von vorne, fest entschlossen, Auroras Verschwinden und Tod diesmal endgültig aufzuklären.

Dabei kommen Ermittlungsfehler und sich widersprechende Aussagen der 6 Freunde ans Licht, die die ganzen 30 Jahre Kontakt gehalten haben. Zwei von ihnen sind mittlerweile miteinander verheiratet, was ich sehr spannend fand. Genauso wie die unterschiedlichen, meist erfolgreichen Lebenswege der übrigen Cliquen Mitglieder. Ein früherer Englischlehrer rückt auch noch mal in den Fokus. Und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wer von ihnen wohl Aurora getötet hat..
Und vor allem warum..

Die Ermittlungsarbeiten, insbesondere die Verhöre sind sehr detailliert geschildert, das mochte ich aber. Ich fand das faszinierend und wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen! Auch war mir DCI Sheens zum größten Teil schon sympathisch, gerade weil er selber mit dem Fall und etwaigen Sympathien zu kämpfen hatte. Constable Juliette Hanson, neu im Team und sehr eifrig, manchmal vielleicht zu übereifrig mochte ich fast noch lieber und da der Klappentext des Buches verspricht, dass es wohl noch weitere Fälle geben wird, freue ich mich jetzt schon darauf, wieder von Ihnen zu lesen. Die beiden anderen im Team blieben für mich etwas im Hintergrund, was ich ein bisschen schade fand.
Die Gruppendynamik, die auch 30 Jahre nach Auroras Verschwinden - oder gerade deswegen zu spüren war, hat mich gefesselt, wobei ich meinte, dieses brodeln im Innern, dieses Unterschwellige einiger Freunde regelrecht greifen zu können. Ich kann noch nicht mal sagen, dass mir alle sechs oder einige sehr sympathisch waren, vielleicht hatte ich mit Coralie das meiste Mitgefühl.
Manchmal hatte ich das Gefühl, noch "mehr" erfahren zu wollen, kann das aber auch nicht so ganz bestimmen..

Die Auflösung hat mich am Ende nicht ganz so überrascht, aber der Weg dorthin und einige Ereignisse fand ich toll. Außerdem hat mir super gefallen, dass das Buch in kurzen Teilabschnitten die Nacht von Auroras Verschwinden erzählt, Zeitpunkt für Zeitpunkt, so dass man die Ereignisse verfolgen kann und fast schon das Gefühl hat, dabei zu sein.
Dazu finde ich das Cover des Buches einfach genial, es ist so passend und düster für mich, mit den Bäumen, dem Wald und dem Nebel und der eindrucksvollen Schrift. Vorne und hinten beim Buchumschlag sind die sechs Freunde, das Opfer und die Ermittler noch mal in kurzen Texten zusammengefasst. Eine tolle und schöne Idee, weil ich gerade zu Anfang des Buches von den vielen Namen etwas verwirrt war. Das hat sich aber relativ schnell gelegt.

Insgesamt hat mir das Krimidebüt sehr gut gefallen!