Berührende und humorvolle Geschichte

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Dei Drehbuchautorin Katja bekommt eine ungeahnte Chance als sie ein Drehbuch für eine Familienserie schreiben soll. Schnell muss ein Konzept her: Ein Apfelhof im Norden, eine Protagonistin, die mit ihrer Familie gebrochen hat und plötzlich mit der Vergangenheit konfrontiert wird. Ein bisschen Liebe muss natürlich auch dabei sein. Katja beginnt zu schreiben und muss schon bald feststellen, dass ihr Drehbuch wie aus dem eigenen Leben gegriffen ist. Denn unverhofft bekommt Katja einen Anruf mit einer erschreckenden Nachricht und zu alledem steht auch noch eine Halbschwester vor ihrer Tür. Zeit für Katja in das Drehbuch ihres eigenen Lebens einzugreifen.

Catharina Junks zweiter Roman „Bis zum Himmel und zurück“ hat mich mit seiner Leichtigkeit trotz eines doch eher ernsten, tragischen Themas komplett überrascht. Beim Lesen hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, einen heiteren Wohlfühlroman zu lesen und doch ist er von einer ungewöhnlichen Tiefe und Dramatik gekennzeichnet, die einem das Lachen im Halse stecken bleiben lässt. Dieser gelungene Balanceakt hallt noch immer in mir nach.

Katja ist eine junge Frau, die im Leben schon viel mitmachen musste und im Schreiben Zuflucht sucht. Hier kann sie sich die Welt gestalten, auch wenn die Realität sie schnell wieder einholt. Ihre Beziehung zu Ratko ist von Unverbindlichkeiten geprägt. Aber Ratko ist sowieso immer voller Pläne, die er nie umzusetzen vermag. Da braucht Katja eigentlich auch nicht weiter planen. Wie angenehm. Dafür ist sie in der Lage, sich schnell auf andere einzustellen und mal eben das Drehbuch für eine Folge der Krimiserie „Wache Mitte“ umzuschreiben, weil die berühmte, leider jedoch unberechenbare Hauptdarstellerin Dorit Wagenfels es gerade so wünscht. Dennoch ist Katja zunehmend davon genervt, dass jeder glaubt, mit ihr umspringen zu können, wie es ihm beliebt.
Zu Glück gibt es da noch Joost, der zusammen mit der neuen Halbschwester Jella auftaucht und mit dem sie sich vom ersten Augenblick an verbunden fühlt. Er ist es auch, der ein wenig Licht in die Ereignisse aus Katjas Kindheit bringt, so dass die Chance besteht, dass Katja eines Tages ihren Frieden mit ihren Eltern, aber auch mit sich selbst machen kann.

Catharina Junk schreibt locker und flüssig, nimmt ihre Leser*innen von der ersten Seite an mit und vermag es auf eine unglaublich lebendige Art zu fesseln. Sie schreibt bildhaft, teilweise szenisch und eingängig, so dass man sich sofort mit Katja identifizierten kann, egal wie chaotisch, verwirrend und verletzlich diese junge Frau ist. Sie berührt und bringt die Leser*in gleichzeitig zum Lachen, denn so wie Katja ihr Leben beschreibt, zeugt es von einem gesunden Humor.

„Bis zum Himmel und zurück“ – der Titel spielt auf „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe“ an – ist ein wunderbar einfühlsamer und berührender Roman, der nicht nur Schmökerqualitäten entwickelt und fabelhaft zu unterhalten vermag, sondern zugleich Tiefgang und Tragik entwickelt. Mich konnte das Buch so sehr begeistern, dass ich demnächst auch Junks Debüt „Auf Null“ („Liebe wird aus Mut gemacht“) lesen möchte, obwohl mich das Thema nicht besonders reizt. Aber ich kann mir nun vorstellen, dass Catharina Junk etwas ganz besonderes daraus macht.
Von mir gibt es für „Bis zum Himmel und zurück“ eine absolute Leseempfehlung!

© Tintenhain