Gefühlsachterbahn

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Durch Vorablesen hatte ich die Chance, „Bis zum Himmel und zurück“ von Catharina Junk vor dem offiziellen Erscheinungstermin am 13.03.2018 zu lesen. Der Roman – damit der zweite der Autorin – erscheint im Rowohlt-Verlag und ich freue mich sehr, ihn rezensieren zu dürfen.

Als Drehbuchautorin kann Katja unzählige Leben leben, ohne selbst große Gefühle zu riskieren. Perfekt also. Okay, manchmal kommt Ratko vorbei, aber Liebe ist das eigentlich nicht. Doch als Katja eine Familienserie entwickeln soll, klappt es mit dem Schreiben plötzlich nicht mehr. Ihre eigene Familie ist nämlich ein Trümmerhaufen. Als sich dann ihre Mutter mit einer erschütternden Neuigkeit meldet, wie aus dem Nichts eine Halbschwester auftaucht und Katja ständig an Joost denken muss, kann sie sich nicht länger vor ihrer eigenen Geschichte verkriechen. Die muss nämlich dringend neu geschrieben werden…

Da ich bereits „Auf Null“ von Catharina Junk gelesen habe, konnte ich dieses neue Buch nun herrlich mit ihrem alten vergleichen. Ich persönlich muss sagen, dass ich eine hundertprozentige Steigerung ins Positive sehe. Obwohl mir ihr erster Roman bereits zuesagt hat, bin ich jetzt noch viel überzeugter von diesem hier.
Der Einstieg in das Buch fiel mir wider Erwarten sehr, sehr leicht. Der Leser findet eine Protagonistin, Katja, vor, die nicht so glatt, makellos und heldenhaft ist wie viele andere in Büchern. Die Hauptperson ist etwas schräg, einsam, schottet sich nach außen hin ab, bei ihr ist nichts einfach. Trotzdem hat es Catharina Junk geschafft, dass ich sofort mit Katja und ihrer Art, ihr Schicksal zu erzählen, sympathisiert habe. Dies lag vor allen an der geschickten Erzählweise, dass hin und wieder einige Rückblenden aus dem Leben der Protagonistin eingefügt wurden. Diese legen auf eine berührende, sehr emotionale Art und Weise nahe, warum Katja in der Gegenwart der Mensch ist, der sie nun mal ist, und warum sie so und nicht anders handelt.
Oftmals habe ich persönlich als junge Leserin das Problem, mich in ältere, gereifte Charaktere hineinzuversetzen. Dies trat in diesem Roman aber absolut nicht auf. Gerade dadurch, dass der Leser in die Kindheit mitgenommen wird, werden Katjas Handlungen etc. wesentlich greifbarer und nachvollziehbarer.
Generell spiegelt der Klappentext nur einen Bruchteil der Gefühlsachterbahn wider, die ich während des Lesens durchlitten habe. Ich war wütend auf die Protagonistin, habe sie geliebt, mit ihr getrauert. Ein paar Mal saß ich wirklich mit Tränen in den Augen vor diesem Buch. Der Inhalt des Romans ist daher so viel vielfältiger als der Klappentext verrät: Themen wie Trauer, Traumata, Familie, Freundschaft, Vergebung finden ihren Weg hinein und werden erzählt. Es ist klar, dass es sich hierbei nicht um eine leichte Lektüre für nebenbei handelt, da nicht nur freudige Emotionen behandelt werden. Katjas Seelenabgrund wird teilweise so realistisch beschrieben, dass der Leser einfach mitleiden muss.
Neben der nun mehrmals erwähnten Hauptperson wurden jedoch auch alle anderen Charaktere sehr detailgetreu ausgearbeitet. Diese Geschichte ist natürlich auf Katja fokussiert, doch die Schicksale der Nebenfiguren erweisen sich als ebenso inspirierend, mehrschichtig, tiefgründig und mitreißend.
Der Schreibstil von Catharina Junk schafft einen erfrischenden Gegensatz zur inhaltlichen Ernsthaftigkeit. Trotz oder gerade wegen des emotionsgeladenen und oft negativ belasteten Inhalts findet die Autorin hier einen Erzählstil mit Pepp und Ironie, bei dem ein leichtes Schmunzeln nicht schwerfällt. Humor und tiefgründigere Themen werden perfekt miteinander verknüpft.
Alles in allem habe ich „Bis zum Himmel und zurück“ dafür geliebt, dass es die Facetten fallen lässt und ernste Thematiken näherbringt, ohne dabei die Sympathie und Unterhaltung für den Leser zurückzustellen.
Vielen Dank an die Betreiber von Vorablesen.de bzw. den Rowohlt-Verlag für dieses Rezensionsexemplar!♥