Zwischen Humor und Ernsthaftigkeit

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3 GEDANKEN ZU „BIS ZUM HIMMEL UND ZURÜCK“

Heiterer Roman? Äh, nein.
Fragt mich nicht warum, aber irgendwie habe ich bei dem Klappentext einen humorvollen Roman erwartet, bei dem aufgrund einer tollpatschigen Protagonistin alles auf lustige Weise schiefläuft. Lasst mich als Erstes festhalten: „Bis zum Himmel und zurück“ ist eindeutig keine leichte Lektüre. Ein unachtsamer Moment hat eine komplette Familie zerstört und deren weiteren Lebensverlauf maßgeblich geprägt. Und Katja ist auch keine tollpatschige Protagonistin. Sie ist keine Heldin, sie ist einsam, von Schuldgefühlen geprägt und verletzlich. Natürlich gibt es dennoch ein paar lockere Momente, die besonders durch Katjas Arbeit als Drehbuchautorin hervortreten. Catharina Junk ist meiner Meinung nach mit dieser Mischung aus den Themen Trauer und Schuld auf der einen Seite und der Fernsehwelt auf anderen Seite eine gelungene Mischung gelungen, die ernsthaft genug ist, aber dennoch ein Lächeln hervorlockt.

„Weißt du, wie lieb ich dich hab?“
Ich schüttle den Kopf, obwohl ich die Antwort kenne, denn ich höre es so gern.
Er gibt mir einen Kuss: „Bis zum Himmel und zurück“ S. 36

Manchmal hilft nur noch Sarkasmus
Die Geschichte wird von Katja aus der Ich-Perspektive erzählt, wobei sie sich zwischen Gegenwart und Vergangenheit bewegt. Gerade durch die Rückblenden kommt die tragische Geschichte um Katjas Familie gut zur Geltung und im Verlauf verstand ich immer mehr, warum Katja heute die Frau ist, die sie ist. Ähnlich wie bei Junks Debüt „Auf Null“ mochte ich hier ebenfalls diesen trockenen Humor, mit dem die Protagonistin ihre Geschichte erzählt. Manchmal hilft halt nur noch eine ordentliche Portion Sarkasmus, um an manchen Dingen nicht vollends zu zerbrechen. Und genau deswegen musste ich manchmal schmunzeln, obwohl es hier eigentlich nicht wirklich was zu lachen gibt. Deswegen findet man hier keinen Kitsch, weil die hochemotionalen Szenen durch Katjas Selbstironie fast schon wieder neutralisiert werden. Nicht falsch verstehen – die Gefühle kamen natürlich trotzdem bei mir an und ein-, zweimal hatte auch ich ein Tränchen im Auge hängen. Aber der Sarkasmus lässt das ganze Thema nicht ganz so bedrückend erscheinen.

Der schmale Grat und ein fast offenes Ende
Catharina Junk bewegt sich hier auf einem Grat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit, zwischen Tiefgründigkeit und Leichtigkeit. Der Autorin ist es dennoch gelungen, nahezu perfekt auf diesem Grat entlangzulaufen. Die Geschichte ist vielschichtig und spannend ausgearbeitet. Die Liebe spielt, wenn überhaupt, nur eine Nebenhandlung und wird auch nur angekratzt. Etwas, was ich übrigens damals bei „Auf Null“ bemängelt habe. Mittlerweile verstehe ich aber den Sinn dahinter. Man kann halt nicht immer gerettet werden, sondern muss sich manchmal erst selbst helfen. Was ich aber schon wieder etwas schade finde, ist das relativ offene Ende. Ich hätte mir wenigstens ein paar kleine Andeutungen zur weiteren Auflösung bzw. zum weiteren Verlauf mit Katja, ihrer Familie und dem Thema Trauer und Schuld gewünscht.


ZUSAMMENFASSEND
Während ich tatsächlich bei „Auf Null“ noch ein paar kleine Schwierigkeiten hatte, ist Catharina Junk mit „Bis zum Himmel und zurück“ meiner Meinung nach eine Steigerung gelungen. Das wichtige Thema Schuld und wie man damit umgeht, wird mit dem Einblick in die Fernsehwelt in einer guten, ausgewogenen Mischung dargestellt. Es ist keine leichte Lektüre, sondern wurde sehr vielschichtig ausgearbeitet. Der Sarkasmus und die Selbstironie lassen die Themen aber nicht ganz so bedrückend wirken. Ein bisschen schade fand ich wieder das doch sehr offene Ende, aber dennoch hat sich Catharina Junk mit ihrem zweiten Roman „Bis zum Himmel und zurück“ noch ein Stück mehr in mein Leserherz geschrieben.