Glanz und Gefühl: Eine Liebe, die bleibt

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saskian Avatar

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Bittersüss zieht mich vom ersten Satz an in seinen Bann – mit einer Stimme, die zugleich reflektiert, verletzlich und klug ist. Der Einstieg fühlt sich an wie das Öffnen eines Tagebuchs, in dem Schmerz, Sehnsucht und ein leiser Trotz auf jeder Seite mitschwingen. Die Erzählerin spricht über eine Liebe, die sie über Jahre nicht loslässt, weil sie sich in das Leben eines berühmten Mannes eingebrannt hat – ein Mensch, den nicht nur sie geliebt hat, sondern den die ganze Welt zu kennen scheint. Dieses Spannungsfeld zwischen intimer Erinnerung und öffentlicher Figur ist sofort faszinierend.

Besonders gelungen ist die dichte Atmosphäre: Das Londoner Verlagsmilieu mit seinem charmanten Chaos, den bissigen Hierarchien und den ebenso privilegierten wie zerrissenen Figuren ist voller Leben. Williams schreibt mit einer fast beiläufigen Präzision, die ihre Figuren so lebendig macht, dass man meint, mit ihnen durch regennasse Gassen zu laufen oder mit zittrigen Fingern eine Zigarette anzuzünden. Die Sprache ist klar und voller Subtext, die Szenen leuchten von emotionaler Tiefe, ohne je ins Pathetische abzurutschen.

Und dann ist da noch diese erste Begegnung zwischen Charlie und Richard – ein Moment voller stiller Erwartung, Peinlichkeit und elektrischer Spannung. Die Geschichte wechselt scheinbar mühelos zwischen Rückblenden, inneren Monologen und gegenwärtiger Handlung und baut dabei eine fesselnde emotionale Komplexität auf.

Ich möchte unbedingt weiterlesen, weil ich spüre, dass hier nicht nur eine Liebesgeschichte erzählt wird – sondern auch eine über Selbstfindung, soziale Herkunft, Freundschaft und den Versuch, in einer schillernden, elitären Welt einen echten Platz zu finden. Bittersüss verspricht Herz, Witz, Wehmut – und eine kluge, menschlich tief berührende Geschichte.