Authentische Geschichte über eine toxische Beziehung

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carma1607 Avatar

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Mit Anfang 20 führt Charlie das Leben, dass sie sich schon immer gewünscht hatte. Tagsüber arbeitet sie in ihrem Traumjob als Presseassistentin in einem Verlag, nachts zieht sie mit ihren besten Freunden durch die Pubs von London. Eines Tages begegnet sie dem deutlich älteren Bestseller-Autor Richard Aveling, den sie schon seit ihrer Kindheit anhimmelt. Aus einer geschäftlichen Zusammenarbeit entwickelt sich schnell eine intensive Affäre.

Bei dieser Rahmenhandlung von Hattie Williams Debütroman „Bittersüß“ erwartet man zunächst eine romantische Liebesgeschichte. Doch hinter der Oberfläche sieht es anders aus: Depressive Episoden im Teenager-Alter und der frühe Tod ihrer Mutter haben Charlie viel zu schnell erwachsen werden lassen. Richard ist mehr als 30 Jahre älter und verheiratet. Nicht nur Charlies berufliche Existenz hängt von Richards Erfolg ab, sondern zunehmend auch ihre ganze Welt. In einer solchen toxischen Beziehung kann es nur Verlierer geben.

Der Titel des Romans "Bittersüß" ist prägend für die gesamte Geschichte. Bittersüß ist jede Erfahrung, die zugleich schön und schmerzhaft ist. Bittersüß muss es sich anfühlen, wenn eine idealisierte Person ständig präsent ist und doch unerreichbar. Bittersüß ist es, eine Person über alles zu lieben und ständig von dieser verletzt zu werden.

In der Erzählung werden sehr düstere Themen behandelt, die meiner Meinung nach eine Trigger-Warnung gerechtfertigt hätten. Wer selbst schon in einer toxischen Beziehung feststeckte, bei dem könnte dieses Buch möglicherweise alte Wunden aufbrechen lassen.

Der Stil von Hattie Williams ist einnehmend und prägnant, modern und lebendig. Die Gefühlswelt und die emotionale Abhängigkeit der Hauptfigur sind sehr realistisch beschrieben. Die Erzählung besticht durch eine Intensität, wie ich sie selten in Büchern erlebt habe. Leider zieht sich die Geschichte allerdings nach etwa der Hälfte des Buchs sehr in die Länge. 200 Seiten weniger und dafür mehr Raum für eigene Erkenntnisse, hätten dem Buch gut getan.

Fazit: „Bittersüß“ ist keine leichte Lektüre. Trotz einiger Längen hat mich die Geschichte gefesselt. Der einfühlsame Stil von Hattie Williams geht unter die Haut.