Eine kritische Age Gap Story

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🧡Der Roman "Bittersüß" von Hattie Williams ist eine tiefgehende Geschichte über Charlie, die als Lektorin arbeitet und eine Affäre mit dem dreißig Jahre älteren Richard Aveling beginnt. Dieser veröffentlicht ein Roman im Verlag in dem Charlie arbeitet. So lernen sie sich kennen.

🧡Der Schreibstil war so melancholisch und gleichzeitig so mitreißend, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen wollte. Die Geschichte zeigt wie partriachalisch diese Welt nach wie vor noch ist und dass letztendlich immer die Frauen in die Verantwortung gezogen werden. Die Age Gap Beziehung wurde in keiner Weise beschönigt. Als Leserin habe ich so viele Eindrücke in die Gefühlswelt von Charlie bekommen, sodass ich ihre Entscheidungen zwar nicht gutheißen, aber verstehen konnte. Sie hat früh ihre Mutter verloren, ihren biologischen Vater nie kennengelernt und die Romane von Richard Aveling haben ihr in der Jugendzeit Trost gespendet. Daher konnte ich es verstehen warum sie sich in ihn "verliebt" hat.

🧡Ihre Mitbewohner*innen Ophelia und Eddy waren einfach nur großartig und haben ständig versucht Charlie aus ihrem dunklen Loch herauszuziehen. Ophelia habe ich als Charakter so geliebt. Sie war eine wunderbare Freundin.
Stück für Stück versucht Charlie ihre Vergangenheit zu verarbeiten.

🧡Dieser Roman gibt vielen Frauen ihre Stimme zurück, die jahrelang psychischen Missbrauch erleben mussten. Richard war eine wandelnde Red Flag und wurde von der Autorin zum Glück nicht romantisiert.
Einziger Kritikpunkt: Der hohe Alkohlkonsum der Figuren wurde kaum kritisch hinterfragt. Und in gefühlt jedem Kapitel haben die Charaktere Alkohol konsumiert.

🧡Von mir gibt es aber auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung für alle, die zeitgenössische Literatur lieben und eine kritische Age Gap Geschichte lesen möchten.

🧡Lieblingszitate:

"Die Wände sind noch die alten, die Fenster und die Türen, dachte ich. Und irgendwo in ihnen wird etwas von Mum stecken, ihre Worte haben bestimmt irgendwelche Teilchen zum Schwingen gebracht und ganz leicht verschoben, und diese Winzigkeit ist immer noch da." (Seite 56)

"Wenn ich im Morgengrauen im Bus saß und das Kondenswasser von der Scheibe wischte, um hinauszusehen, eröffnete sich mir eine Welt voller Poesie." (Seite 68)

"Sie bestand darauf, dass ich einige ihrer Lieblingsbücher las, und ich fand Trost in diesen Geschichten von Frauen über Frauen." (Seite 401)