Sensibler Umgang mit dem Thema Demenz

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tintenteufel Avatar

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Dies ist ein sensibler und kindgerechter Roman, der Eltern helfen kann, mit ihren Kindern über das Thema Demenz zu sprechen: Friedbert Stohner gelingt die Gratwanderung, eine Geschichte zu erzählen, in welcher die Demenz der Oma eine Rolle spielt, aber nicht alles andere dominiert. Das normale Leben der Familie geht weiter, und es darf auch weiterhin geliebt und gelacht werden. Die erste Liebe, der Streit mit der besten Freundin, alles hat auch seinen Platz und findet Beachtung. Die kleinen Auffälligkeiten im Verhalten der Oma werden von den Familienmitgliedern nicht in ihrer Anwesenheit kommentiert, die Eltern sind aber mit den Kindern im Gespräch und helfen Ihnen, die Geschehnisse einzuordnen. Zugleich sind es auch oft die Kinder, die mit ihrem Blick auf die Dinge beim Umgang mit der Krankheit helfen, etwa als sie Omas ‚Eichhörnchenblick‘ bemerken, als diese ängstlich auf ihre eigene Hilflosigkeit reagiert. Sie entwickeln eine feine Antenne dafür, wie sie ihrer Oma helfen können, ohne sie zu belehren, und spüren, wenn sie ihre Nähe sucht.
Ich habe viel aus unseren eigenen Erfahrungen wieder entdecken können, und hätte damals gerne ein solches Buch zur Hand gehabt, um mit unseren Kindern in das Gespräch zu kommen. Das Buch stellt einen ruhigen Verlauf der Demenz und leitet auch relativ schnell zum Thema Tod über. Mögliche Probleme mit Persönlichkeitsveränderung und aggressiven Phasen werden ausgeblendet, wie auch die u.U. Jahre dauernde Phase des Abgleitens und Nicht-Erreichbar-Seins. Doch ist es wohl auch sinnvoll, nicht gleich alle Schrecken an die Wand zu malen und ein versöhnliches Bild von der Krankheit zu zeichnen!