Was geschah mit Johanna?

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Blinde Schatten von Anna Martens, 250 Seiten erschienen im Midnight by Ullstein Verlag. Johanna Gerke überlebt nur knapp einen grausamen Überfall und verliert dabei ihr Gedächtnis. Wer hat ihr das angetan? Ist sie noch immer in Gefahr?
Johanna Gerke erwacht im Krankenhaus, ihr Arm zerquetscht keiner weiß ob sie ihn jemals wieder richtig gebrauchen kann, mehrere Rippen gebrochen. Frisch operiert, nach schweren inneren Verletzungen. Jemand hat sie überfallen und brutal misshandelt, doch Johanna kann sich an nichts mehr erinnern. Es fehlt nicht nur die Erinnerung an den Überfall sondern es scheint, als ob sie das vergangene halbe Jahr komplett aus ihrem Bewusstsein gestrichen hätte. Immer mehr erfährt Johanna über die Vergangenheit, sie hat sich von ihrem Freund Lucca getrennt, war schwanger und hatte eine Fehlgeburt, sie verhielt sich sehr komisch gegenüber ihren Kolleginnen und ihrer Familie. Nach ihrer Entlassung will sie ihr vorheriges Leben wieder aufnehmen, doch das geling ihr nicht. Johanna ist schwer traumatisiert und kämpft mit Panikattacken. Aus den Berichten von ihren Kolleginnen, von Lucca und ihren Familie aus der Zeit vor ihrer Amnesie erkennt sie sich selbst nicht mehr. Ihre Freundin Sabine, eine Psychologin nimmt sie auf und versucht ihr zu helfen. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass sie den Täter vermutlich sehr gut kennt und dass sie noch immer um ihr Leben fürchten muss.
Das Buch ist in drei Teile und 51 Kapitel gegliedert. Jedes Teil beginnt mit einem kursiv gedruckten Alptraum der Protagonistin. Die Erzählung erscheint in personaler Ich-Erzählung von Johannas Seite, dazwischen auch einige Sequenzen aus der Sicht des Täters, welche in hervorragender Weise die Gründe die zur Tat führten wiederspiegeln ohne den Täter zu entlarven. Martens bedient sich einer klaren schönen Sprache, besonders in den Abschnitten, die die Panik und die Gefühle des Opfers beschreiben, konnte ich mich direkt hinein fühlen. Durch die Verwendung wörtlicher Rede wirkt das Werk sehr lebendig, die Spannung beginnt beim gruseligen Prolog und endet beim letzten Punkt. Ich spürte wie ich durch einige Abschnitte tatsächlich beim Lesen die Luft angehalten habe.
Bis ganz zuletzt blieb offen, wer Johanna das angetan hatte, wer ihr nach dem Leben trachtet, mehr als einmal war ich auf der falschen Spur. Am Ende ging die Auflösung zwar ziemlich abrupt, aber das empfand ich als angenehm, denn wenn der Täter enttarnt ist, braucht es, für mich auch keine Nachgeschichte mehr.
Das Einzige was ich etwas seltsam fand war, das Johanna ihrem alten Schulkameraden Stefan sofort vertraut hat, sich mit ihm in die Bergeinsamkeit zurückgezogen hat, obwohl sie sonst so misstrauisch war. Trotzdem ist es eines der aufregendsten und spannendsten Bücher die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Selbst das Cover kommt geheimnisvoll und mysteriös daher, passt also bestens zum Plot. So wünsche ich mir ein gutes Buch.
Ich gebe voll Begeisterung 5 Sterne und bin mir ganz sicher weitere Bücher der Autorin zu lesen. Empfehlen möchte ich dieses Buch all Jenen die gern gute knackige Krimis und Thriller mögen, ohne dass zu viel unwichtige „Story“ darum herum geschrieben wurde.