Düster, sarkastisch und mit sehr eigenwilliger Interpretation griechischer Mythologie
Alexis muss sich als verlassenes Waisenkind in einer brutalen Welt durchschlagen: die ersten Jahre wächst sie bei lieblosen und gewalttätigen Pflegeeltern auf und muss hungern. Ihr einziger Trost sind ihr Pflegebruder, der etwas später zur Familie kommt und den sie sehr liebt, und die zynische und gefährliche, aber gegenüber Alexis sehr liebevolle und beschützende, unsichtbare Schlange Nyx. Nach einem weiteren Gewaltvorfall ist sie auf einem Ohr taub und auf einem Auge blind. Die Jahre als Jugendliche verbringt Alexis hungernd und frierend gemeinsam mit ihrem Bruder in einem Pappkarton im Wald, versucht sich mit Essensmarken durchzuschlagen, besucht aber nebenbei die Highschool, auf der sie gemobbt wird, aber aufgrund ihrer hohen Intelligenz sehr gute Ergebnisse erzielt.
Wir haben als Hauptprotagonistin hier also eine grundsätzlich sympathische und sehr intelligente junge Frau mit einem eigenwilligen, zynischen Humor (der sehr gut zu dem ihrer Schlangengefährtin passt), die aber auch tief traumatisiert ist. Vor diesem Hintergrund lassen sich die weiteren Geschehnisse besser verstehen.
Bei einer Prüfung am Ende der High School stellt sich überraschend heraus, dass Alexis über göttliches Blut verfügt und es wird vermutet, dass sie ein "verstoßenes Halbblut" der olympischen Spartaner sei, Ergebnis einer Liaison zwischen einem Gott oder einer Göttin und einem Menschen. Als solche wird sie auf die griechischen Inseln ins Reich der spartanischen Götter mitgenommen, wo sie sich erst einmal in einem blutigen Massaker für eine Ausbildung qualifizieren muss. Wider Erwarten überlebt sie das Massaker, bekommt als Mentoren Patro und Achilles zugeteilt, zwei als homosexuelles Paar zusammenlebende Spartaner, die zu den dunklen chtonischen Häusern gehören und von ihr erst einmal als Monster angesehen und gefürchtet werden. Die beiden leben sehr luxuriös in einer Villa am Meer auf der griechischen Insel Korfu, wo sie sich immer wieder mal von der grausamen Academy, die sie nun etwa ein halbes Jahr besuchen wird, erholen kann und Tipps für ihre weitere Ausbildung bekommt. Denn wenn sie diese erfolgreich absolviert, werden ihre Mentoren zu Generälen befördert.
Den Hauptteil des 600 Seiten langen Buches macht die Zeit auf der Academy aus. Dort geht es äußerst brutal und militärisch zu, Alexis ist die einzige Frau unter lauter Männern, es gibt weder Essen, noch die Möglichkeit, zu schlafen oder sich zu waschen, und beim kleinsten Verstoß irgendeines Gruppenmitgliedes werden alle in die Wildnis zum Laufen und Schwimmen geschickt, selbst im tiefsten Winter und wenn dort Titanen lauern, die einen umbringen möchten. So ist es kein Wunder, dass dabei auch immer wieder Schüler ums Leben kommen.
Dieses Buch einzuordnen, fällt mir schwer. Es ist kein klassisches Romantasy-Buch, denn die klassische Liebesgeschichte zwischen Alexis und irgendjemand anderem gibt es auf diese Art und Weise nicht, auch wenn immer wieder mal betont wird, wie unglaublich attraktiv insbesondere diverse männliche Götter und Halbgötter seien. Spice kommt aber sehr wohl immer wieder mal vor, auch wenn es nicht der Schwerpunkt des Buches ist, dieser sind definitiv die harten, militärisch-anmutenden Ausbildungsbedingungen.
Das Setting mit der griechischen Mythologie im Hintergrund ist interessant, verlangt aber speziell Menschen mit Vorwissen in diesem Bereich einiges an gedanklicher Flexibilität ab: zwar kommen die bekannten Götternamen vor, doch werden deren Beziehungen und Eigenschaften stark neu interpretiert und am meisten Spaß hat man am Lesen, wenn man sich von allem vorhandenen Vorwissen zu den griechischen Göttern löst und sich komplett neu auf die Welt einlässt, die hier präsentiert wird. Dass die griechischen Götter nicht Altgriechisch, sondern Latein sprechen, ist auch ein Detail, das einen nicht stören sollte, das ist eben so in dieser Welt.
Die Gesellschaft der Götter, die beschrieben wird, ist eine sehr archaische und von tiefstem Patriarchat geprägt: Frauen gibt es nur wenige, diese haben kaum etwas zu sagen und auf ihre "Ehre" muss geachtet werden (und ist diese beschmutzt, dann besteht eine gängige Lösung darin, sie möglichst schnell zu verheiraten) und die meisten vorkommenden Männer zeigen diverse misogyne Verhaltensweisen. Alexis nimmt das meiste davon passiv hin und wehrt sich wenig. Zwar wird sie von anderen Frauen als Kämpferin für die Freiheit der Frauen verehrt, sieht sich aber selbst null als solche, auch, weil sie ihr Schicksal und ihren Weg ja gar nicht selbst gewählt hat.
Es ist also eine sehr düstere Gesellschaft, die man aushalten können muss innerlich. Wege zur Befreiung der Frauen zeigen sich in diesem Buch noch kaum, vielleicht wird das in den Folgebänden stärker Thema, immerhin ist es der erste Band einer mehrbändigen Reihe.
Wer dieses Buch liest, muss also einiges an Dunkelheit ertragen können: Misogynie, der kaum etwas entgegen gesetzt wird und viel Brutalität und Gewalt. Alexis ist über weite Strecken sehr einsam und bekommt erst spät ansatzweise Verbündete. Charakterentwicklung gibt es bei ihr nur wenig, vermutlich ist sie dafür zu traumatisiert und alleine.
Entgegen gesetzt wird all diesem Dunklen in dem Buch ein sehr zynischer Humor, sowohl von Alexis selbst als auch von ihrer Schlange Nyx, die eine meiner Lieblingsprotagonistinnen war.
Unterhaltsam geschrieben ist das Buch auf alle Fälle und es zieht einen so richtig in diese mystische, dunkle Götterwelt hinein, sobald man es schafft, sich vom Vorwissen zu dem Thema zu lösen und die Welt so hinzunehmen, wie sie hier vorgestellt wird. Es ist somit in Summe durchaus ein empfehlenswertes Buch für Fans von ziemlich dunkler und eigenwillig interpretierter Fantasy mit Dark-Romance-Anteil, die eine ganz andere Geschichte suchen, um dem Alltag zu entfliehen.
Wir haben als Hauptprotagonistin hier also eine grundsätzlich sympathische und sehr intelligente junge Frau mit einem eigenwilligen, zynischen Humor (der sehr gut zu dem ihrer Schlangengefährtin passt), die aber auch tief traumatisiert ist. Vor diesem Hintergrund lassen sich die weiteren Geschehnisse besser verstehen.
Bei einer Prüfung am Ende der High School stellt sich überraschend heraus, dass Alexis über göttliches Blut verfügt und es wird vermutet, dass sie ein "verstoßenes Halbblut" der olympischen Spartaner sei, Ergebnis einer Liaison zwischen einem Gott oder einer Göttin und einem Menschen. Als solche wird sie auf die griechischen Inseln ins Reich der spartanischen Götter mitgenommen, wo sie sich erst einmal in einem blutigen Massaker für eine Ausbildung qualifizieren muss. Wider Erwarten überlebt sie das Massaker, bekommt als Mentoren Patro und Achilles zugeteilt, zwei als homosexuelles Paar zusammenlebende Spartaner, die zu den dunklen chtonischen Häusern gehören und von ihr erst einmal als Monster angesehen und gefürchtet werden. Die beiden leben sehr luxuriös in einer Villa am Meer auf der griechischen Insel Korfu, wo sie sich immer wieder mal von der grausamen Academy, die sie nun etwa ein halbes Jahr besuchen wird, erholen kann und Tipps für ihre weitere Ausbildung bekommt. Denn wenn sie diese erfolgreich absolviert, werden ihre Mentoren zu Generälen befördert.
Den Hauptteil des 600 Seiten langen Buches macht die Zeit auf der Academy aus. Dort geht es äußerst brutal und militärisch zu, Alexis ist die einzige Frau unter lauter Männern, es gibt weder Essen, noch die Möglichkeit, zu schlafen oder sich zu waschen, und beim kleinsten Verstoß irgendeines Gruppenmitgliedes werden alle in die Wildnis zum Laufen und Schwimmen geschickt, selbst im tiefsten Winter und wenn dort Titanen lauern, die einen umbringen möchten. So ist es kein Wunder, dass dabei auch immer wieder Schüler ums Leben kommen.
Dieses Buch einzuordnen, fällt mir schwer. Es ist kein klassisches Romantasy-Buch, denn die klassische Liebesgeschichte zwischen Alexis und irgendjemand anderem gibt es auf diese Art und Weise nicht, auch wenn immer wieder mal betont wird, wie unglaublich attraktiv insbesondere diverse männliche Götter und Halbgötter seien. Spice kommt aber sehr wohl immer wieder mal vor, auch wenn es nicht der Schwerpunkt des Buches ist, dieser sind definitiv die harten, militärisch-anmutenden Ausbildungsbedingungen.
Das Setting mit der griechischen Mythologie im Hintergrund ist interessant, verlangt aber speziell Menschen mit Vorwissen in diesem Bereich einiges an gedanklicher Flexibilität ab: zwar kommen die bekannten Götternamen vor, doch werden deren Beziehungen und Eigenschaften stark neu interpretiert und am meisten Spaß hat man am Lesen, wenn man sich von allem vorhandenen Vorwissen zu den griechischen Göttern löst und sich komplett neu auf die Welt einlässt, die hier präsentiert wird. Dass die griechischen Götter nicht Altgriechisch, sondern Latein sprechen, ist auch ein Detail, das einen nicht stören sollte, das ist eben so in dieser Welt.
Die Gesellschaft der Götter, die beschrieben wird, ist eine sehr archaische und von tiefstem Patriarchat geprägt: Frauen gibt es nur wenige, diese haben kaum etwas zu sagen und auf ihre "Ehre" muss geachtet werden (und ist diese beschmutzt, dann besteht eine gängige Lösung darin, sie möglichst schnell zu verheiraten) und die meisten vorkommenden Männer zeigen diverse misogyne Verhaltensweisen. Alexis nimmt das meiste davon passiv hin und wehrt sich wenig. Zwar wird sie von anderen Frauen als Kämpferin für die Freiheit der Frauen verehrt, sieht sich aber selbst null als solche, auch, weil sie ihr Schicksal und ihren Weg ja gar nicht selbst gewählt hat.
Es ist also eine sehr düstere Gesellschaft, die man aushalten können muss innerlich. Wege zur Befreiung der Frauen zeigen sich in diesem Buch noch kaum, vielleicht wird das in den Folgebänden stärker Thema, immerhin ist es der erste Band einer mehrbändigen Reihe.
Wer dieses Buch liest, muss also einiges an Dunkelheit ertragen können: Misogynie, der kaum etwas entgegen gesetzt wird und viel Brutalität und Gewalt. Alexis ist über weite Strecken sehr einsam und bekommt erst spät ansatzweise Verbündete. Charakterentwicklung gibt es bei ihr nur wenig, vermutlich ist sie dafür zu traumatisiert und alleine.
Entgegen gesetzt wird all diesem Dunklen in dem Buch ein sehr zynischer Humor, sowohl von Alexis selbst als auch von ihrer Schlange Nyx, die eine meiner Lieblingsprotagonistinnen war.
Unterhaltsam geschrieben ist das Buch auf alle Fälle und es zieht einen so richtig in diese mystische, dunkle Götterwelt hinein, sobald man es schafft, sich vom Vorwissen zu dem Thema zu lösen und die Welt so hinzunehmen, wie sie hier vorgestellt wird. Es ist somit in Summe durchaus ein empfehlenswertes Buch für Fans von ziemlich dunkler und eigenwillig interpretierter Fantasy mit Dark-Romance-Anteil, die eine ganz andere Geschichte suchen, um dem Alltag zu entfliehen.