Blaue Augen

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sonnenwind Avatar

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Tiefblaue Augen hat sie, in denen man versinken kann... zumindest, wenn man Träger des Y-Chromosoms ist. So schlägt Kata alle in ihren Bann, und das besonders, als sie in Gefahr ist. Lost Souls Ltd. ist eine Gruppe von jungen Leuten, die sich um andere junge Leute kümmern, die in Gefahr sind - und es dabei mit allen möglichen dunklen Typen aufnehmen.

Sie selber stecken aber auch ganz schön tief drin. Jeder von ihnen hat selbst Ähnliches mitgemacht und möchte deshalb helfen. Aber frei sind sie trotzdem nicht: Ein Teil des Buches beschäftigt sich mit Black Metal, und wer weiß, was dahintersteckt, friert schon bei dem Gedanken.

Einer der Hobby-Detektive ist aktiver Black-Metal-Musiker - und wie zu erwarten, steckt er in Dingen, die nicht ganz wertfrei sind. Manchmal taucht er tagelang ab und kommt dann mit mehreren Songs zurück, von denen er nicht weiß, woher sie kommen. Das wird aber nicht weiter kommentiert - was man bei einem Jugendbuch aber schon erwarten könnte.

Vom Aufbau her ist der Plot klasse, aber leider besteht ein Buch nicht nur aus dem Aufbau. Aus der Idee hätte man eine Menge machen können, aber die Umsetzung war nichts für mich: Man hat über den größten Teil der Handlung das Gefühl, alle wissen Bescheid, nur man selber und das Opfer rätseln. Das ist ziemlich frustrierend. Das äußert sich in Sätzen wie: "Aber das darf sie nicht wissen." Oder: "Du weiß ja, wer..." Konkretes erfährt man nicht.

Diese Technik mag Spannung erzeugen, aber nicht beim zehnten Mal. Irgendwann fühlt man sich als Leser verschaukelt. Was soll eine Krimihandlung, wenn alle Bescheid wissen, unter sich darüber diskutieren - und man selbst steht außen vor? Für einen Thriller, unter dem Begriff der Roman beworben wird, ist der Spannungslevel entschieden zu niedrig.

Die zweite Hälfte wird dann etwas spannender, und da beginnen sich auch Fäden zu entwirren. Das merkt man aber nur, wenn man so lange durchhält. Was sicherlich nicht alle schaffen.

Zuerst dachte ich, das sei ein Debut-Roman, und dem sieht man ja einiges nach. Das ist es aber nicht. Vielleicht stören sich Jugendliche nicht so an der Arbeitstechnik, sonst wird das nichts mit dem Buch.