Überwältigender Familienroman

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Ganz ehrlich: Blue Sisters hat mich am Anfang gar nicht abgeholt. Ich fand die ersten Seiten sehr zäh, anstrengend und hatte mich schon darauf eingestellt, dass ich mich durch das Buch durchquälen muss...

wie man sich täuschen kann!

Die Blue Sisters sind die Schwestern Avery, Bonnie, Lucky, die sich ein Jahr nach dem Tod der vierten Schwester Nicky in NYC treffen, da das Elternhaus verkauft werden soll. Durch Rückblicke in das Alltagsleben der Schwestern vor und nach dem Tod Nickys konstruiert Mellors die ganz unterschiedlichen Lebenswege der Schwestern mit ganz unterschiedlichen Arten im Umgang mit Trauer, Schmerz und Schuldgefühlen. Was allen gleich ist: alle leben auf ihre Weise extreme Leben (Anwältin, Ex-Meisterschafts-Boxerin, Model) inklusive unterschiedlichen Süchten, die natürlich auch Auswirkungen auf die Sisterhood hat: hurt people hurt people.

Ich habe ab dem ersten Drittel so mit den Schwestern mitgelitten, dass ich Kinderriegel als Comfort Food brauchte...und wenig geschlafen habe. Irgendwie schafft es Coco Mellors, dass die Figuren, obwohl sie ganz weit von meiner Lebensrealität sind, mir so nah gegangen sind, als ob ich selber eine der Schwestern gewesen wäre. Trotz der letzten Seite, die ich als Lektorin einfach weggelassen hätte, war das eine sehr emotional ergreifende Leseerfahrung, aber das sind ja manchmal die besten!

Trigger warning: Sucht (Alkohol, Drogen, Schmerz), Tod via Überdosis