Ein herausragendes Werk der Climate Fiction

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emma217 Avatar

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In "Blue Skies" beleuchtet T. C. Boyle die Auswirkungen der Klimaerwärmung am Beispiel einer amerikanischen Familie: Während Cats behagliches Leben in Florida immer stärker von Überschwemmungen bedroht ist, wird das Leben ihrer in Kalifornien sesshaften Familie von einer Hitzewelle und damit einhergehenden Dürre beherrscht.

Die Auswahl dieser beiden geografischen Gebiete ist ein äußerst kluger Schachzug. Dadurch kann T. C. Boyle zwei der größten klimatischen Bedrohungen, denen wir uns derzeit ausgesetzt sehen, ausführlich beleuchten: Nämlich den steigenden Meeresspiegel einerseits und andererseits die Dürre, die immer mehr und immer größere Landstriche der Erde befällt.
Großartig fand ich, wie am Beispiel dieser Familie scharfsinnig seziert wird, wie Privatpersonen im Kleinen mit eher überschaubaren Ergebnissen versuchen der globalen Erwärmung entgegenzuwirken und sich dabei alles andere als konsequent verhalten. Und wie sie nicht nur von sich selbst, sondern auch von Familienmitgliedern torpediert werden, die, bis es wirklich nicht mehr anders geht, die Augen vor der Realität verschließen und verzweifelt an ihrem gewohnten Leben festhalten wollen. Während zum Beispiel Ottilie versucht, mit selbst gezüchteten Grillen ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern, kauft sich ihre Tochter Cat ein Exemplar einer invasiven Schlangenart, deren entlaufene Artgenossen das hiesige Ökosystem bedrohen. Ohne hochtrabende Erklärungen lässt uns T. C. Boyle mit seiner scharfsinnigen Beobachtungsgabe einfach am Leben dieser perfekt ausgewählten Familie teilhaben und uns selbst zu den richtigen Schlüssen kommen. Diese Art der Erzählung hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Die Art und Weise, wie dieser Roman seine Wirkung entfaltet, ist zudem ganz große Erzählkunst. Der Autor nimmt sich Zeit, die Lebenssituation aller Beteiligten darzustellen, und entzündet nach und nach wohldosiert immer wieder neue kleine Sprengsätze, die von Zeit zu Zeit unerwartet hochgehen. Immer wenn man denkt, schlimmer kann es eigentlich nicht mehr kommen, beweist er uns das Gegenteil. Die eher subtile Spannung steigt dadurch kontinuierlich an und wird bis zum Ende aufrechterhalten. Großartig!

Fazit: "Blue Skies" zeichnet sich besonders durch die exzellente Charakterzeichnung, die außergewöhnliche Erzählweise und die scharfsinnige Beobachtung des menschlichen Verhaltens im Angesicht der Klimaerwärmung aus. Ein weiteres herausragendes Werk der Climate Fiction, das ich sehr gerne weiterempfehle. (5/5)