Hoffnung für die Spezies Homo?

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aischa Avatar

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"Wir sind als Spezies erledigt, meiner Meinung nach", so pessimistisch äußerte sich Bestsellerautor T. C. Boyle unlängst im Hinblick auf die Zukunft der Menschheit in einem Interview.

Und folglich sieht es für die Figuren in seinem jüngsten Roman auch nicht gerade rosig aus: Wir folgen den Mitgliedern einer US-amerikanischen Familie durch den alltäglichen Wahnsinn. Die menschengemachte Klimakatastrophe ist dabei Kulisse für einen Cliffhanger nach dem anderen - Gefahren durch Zecken- oder Schlangenbisse, Brände im völlig ausgedorrten Kalifornien, wo sogar der Wein nach Asche schmeckt, während in Florida Überschwemmungen an der Tagesordnung sind und man vielerorts nicht mehr mit dem Auto, sondern mit dem Motorboot zum Einkaufen fährt.

Dabei sollte der Roman meines Erachtens nicht als Cli-Fi gelesen werden. Denn zu wenig Fiktion ist dafür im Plot, zu sehr sind viele der beschriebenen negativen Klimaveränderungen bereits Realität. Und genau daraus bezieht "Blue Skies" auch sein Spannungspotenzial; die Geschichte klingt erschreckend real, alles ist sehr gut vorstellbar. Ebenso wie - leider - auch die Verhaltensweisen der Menschen. In alten Gewohnheiten verhaftet, zaudernd, nur sehr zögerlich stellt man sich um und ist dabei auch noch inkonsequent. Ein wenig insektenbasierte Lebensmittel verzehren, o.k, aber nicht mehr zu fliegen ist dann doch zu unbequem.

Boyle erzählt seine Familien- und Gesellschaftskritik gewohnt unterhaltsam-satirisch, die Figuren sind allesamt etwas überzeichnet, was meinen Lesegenuss jedoch keineswegs geschmälert hat.

Abstriche mache ich aufgrund der Übersetzung von Dirk van Gunsteren. Denn einige Anspielungen und Witze versteht man erst, wenn man die entsprechenden Passagen wieder ins Englische zurück übersetzt. Schade.