Zwischen Panik und Gleichgültigkeit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
throki Avatar

Von

T.C. Boyle gehört zu den wenigen Autoren, deren Bücher ich immer gleich lesen muss. Seit der grandiosen "Wassermusik" bin ich ein Fan. Manche seiner Bücher fand ich herausragend, bei einigen war ich eher enttäuscht. Aber so ist das nun einmal.
Das neue Werk "Blue Skies" gehört auf jeden Fall zum ersten Art.
Schon das Titelbild mit den Flammen und der Palme im Stil eines Comics fand ich sehenswert und ungewöhnlich für die heute eher nüchterne Bildsprache auf vielen Covern.
Das Buch erzählt die Geschichte einer ganz normalen amerikanischen Familie unter dem Einfluss der Klimakatastrophe.
Während die Mutter Ottilie im Kleinen versucht umweltbewusst zu leben und statt Fleisch Grillen und Mehlwürmer auf den Tisch bringt, ist ihre Tochter Catherine vollkommen gleichgültig gegenüber allen Umweltsünden. Sie kauft sich eine selten Schlange als Haustier, was zu einer familiären Katastrophe führt, und nimmt ziemlich gleichmütig alles hin und lebt ihr Leben. Ihr Bruder Cooper ist dagegen Entomologe und Umweltaktivist, handelt aber letztendlich ebenso verantwortungslos wie seine Mitmenschen. Trotz Hitze und Bränden in Kalifornien und Überschwemmungen im "Sunshine State" Florida werden weiterhin alle Umweltsünden begangen, die man seit Langem kennt, aber was kann ich allein schon tun??
Boyle bringt das alles in seiner typisch lakonischen und manchmal auch sarkastischen Art auf den Punkt. Das Buch hat mich die ganzen 400 Seiten lang gefesselt und es war nie langweilig.
Wir Menschen wissen seit vielen Jahren um die Gefahren des viel zu hohen CO2-Ausstoßes in den hochtechnisierten Staaten, aber wir wissen auch, dass man allein mit Mülltrennung und Bienenhotels nicht die Welt retten kann. Dafür müssten wir unseren Lebensstil radikal ändern, doch dazu ist kaum jemand bereit. Boyle zeigt hier beispielhaft diese Gleichgültigkeit und die Gewöhnung an die große Zahl von Naturkatastrophen. Jede/r versucht seinen Kopf zu retten und irgendwie seinen Lebensstil beibehalten zu können, aber das geht auf Dauer nicht gut.
Ein einziger Kritikpunkt ist der Schluss des Buches. Müssen wir nur lange genug durchhalten und alles wird gut?