ein ernstes, folgenschweres Thema wundervoll und filmreif verarbeitet

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märchens bücherwelt Avatar

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Nach anfänglichem Zögern aufgrund des Themas habe ich mich dann durch einige begeisternde Stimmen doch an das Buch gewagt und was soll ich sagen: Wo Spratte draufsteht, ist auch Spratte drin.

Es ist wirklich eine Kunst, ein leider aktuelles und zunehmendes Thema so in einen Roman zu verpacken, dass man sich weder erdrückt noch überrollt fühlt, dennoch emotional alles bringt und gleichzeitig gefühlvoll, realistisch und mit einem ordentlichen Batzen Humor aufwartet. Wer noch nie mit Narzissten zu tun hatte, bekommt hier einen guten Einblick in die Manipulation und Wolfgang ist diese Art Mann, der das raffiniert fast 25 Jahre durchgezogen hat, bis seine Frau Elisabeth ihn beim Ehebruch erwischt. Während ihre Welt in Scherben liegt, ist ihr einziger etwas ungewöhnlicher Zufluchtsort der Bauernhof ihrer Schwägerin Anja. Hier lernt sie nach und nach, was es heißt, sich neu zu sortieren, ihr Leben zu reflektieren, den Schutz des Schneckenhauses zu verlassen und langsam aber stetig zu beginnen, wirklich zu leben und Dinge genießen zu dürfen ohne Schuldgefühle.

Auch wenn es kein leichtes Thema ist, hat es Anette geschafft, das Thema durch Anjas unkonventionelle, burschikose Art aufzuheitern, ohne etwas abzuwerten oder als oberflächlich hinzustellen. Durch ihre Tätigkeit als Sozialarbeiterin steht ihr Haus besonders für Jugendliche als Zufluchtsort offen, was auch für Elisabeth eine Möglichkeit bietet, sich einzubringen, Ablenkung zu spüren, wieder sie selbst sein zu dürfen und neue Pläne zu schmieden. Zwischen viel Kaffee, vollgeheulten Taschentüchern, tollen neuen Freunden und unerwarteter Unterstützung erlebt man Elisabeths Werdegang, die einer emotionsgeladenen Achterbahnfahrt der Gefühle gleicht, jedoch immer wieder von vielen Lachtränen begleitet wird.

Der christliche Aspekt war etwas anders als erwartet. Einerseits klammert sich Elisabeth an das Gelübde vor Gott, die Ehe als heilig und wertvoll zu erachten, allerdings hat die manipulative Art ihres Mannes auch Auswirkungen auf das Verständnis ihrer Gemeinde.

So lernt Elisabeth nach und nach, was es heißt, echte Freunde zu finden, wobei ich mir hier noch etwas mehr gewünscht hätte, dass auch Gott daran einen großen Anteil hat, wenn er in der größten Not die Tränen sieht und durch Menschen, Gebete, tröstende Worte der Bibel für Hilfe sorgt.

Es entsteht ein Geben und Nehmen in ihrem neu gewonnen Freundeskreis, auch mit den Teenagern, wobei ganz besonders ihre Schwägerin trotz einiger derber Ausdrücke genau die Art Zugang findet, die Elisabeth braucht, ohne wegzusehen oder die vielen Tränen zu ignorieren und genervt zu sein. Sie schafft einen Wohlfühlort ohne Pflicht aber mit viel Wärme und Wertschätzung. Mal auf wohltuende, mal auf ausgefallene Art (Spezial Glückskekse- grins) war sie zur Stelle, womit sie sich einen besonderen Platz in meinem Leserherz erschlichen hat.

Ich musste bei dem Titel und einer Gartenszene an die sogenannten Shoe Trees denken, wo Schuhe an Bäume gehängt werden, um entweder den Wunsch zu zeigen, sich von persönlichen Belastungen zu befreien oder ein Symbol ewiger Treue darstellen soll, was beides zu diesem Buch gut passt.

Ein weiteres Buch, welches ich mir gut als Verfilmung vorstellen könnte und ja, wem das Verhalten Elisabeths suspekt sein sollte, der hat noch nie erlebt, wie Narzissten ticken, was Menschen anderen suggerieren, sie sozial isolieren und jegliches Selbstbewusstsein systematisch zerstören können, ohne dass es der Außenwelt auffällt. Die Konsequenzen daraus auszubrechen sind gewaltig und man braucht wirklich jede Menge Mut, Freunde und Gottvertrauen. Genau das hat die Autorin hier auf vielfältige und ermutigende Weise vor Augen geführt.