Elisabeths zweites freies Leben

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Im Roman „Blumen im Schuh“ von Annette Spratte erleben wir die Geschichte von Elisabeth, die von ihrem Ehemann Wolf mit einer jüngeren Frau betrogen wird. Elisabeth, eine Frau, die für ein makelloses Zuhause und eine harmonische Atmosphäre sorgt, wird trotz all ihrer Bemühungen enttäuscht. Als sie ihren Mann in flagranti erwischt, flüchtet sie zu ihrer Schwägerin Anja – einem sicheren Rückzugsort, da Wolf sie dort nicht suchen würde.

Anja, unkompliziert und herzlich, ist Sozialarbeiterin und führt ein offenes Haus, in dem jeder so sein darf, wie er ist – frei von Vorurteilen und Beurteilungen. Ihr Zuhause ist ein ererbter, uriger Bauernhof, der zugleich Zuflucht für Jugendliche ist, die mit Problemen kämpfen oder einfach einen Ort suchen, um in Gemeinschaft beispielsweise Karten zu spielen.

Als Elisabeth eines Tages mit Eddie, einem Bekannten, zurückkehrt, um persönliche Dinge aus ihrem ehemaligen Heim zu holen, trifft sie auf Wolf. Er versucht, sie zu überreden, zurückzukommen, doch aus seinen Worten wird deutlich, dass es ihm vor allem um die Fortsetzung ihrer häuslichen Pflichten geht, nicht um ihre Person. Bald beginnt Elisabeth, sich bei Anja heimisch zu fühlen. Denn ein Zuhause ist der Ort, an dem man willkommen ist und Geborgenheit spürt. Die Wärme und die unbeschwerte Fröhlichkeit, die Anja ausstrahlt, geben Elisabeth Halt. Ihre Seele wird von gegensätzlichen Gefühlen durchflutet: Freude, aber auch Trauer über die Vergangenheit.

Anja, eine bemerkenswert liebevolle Persönlichkeit, spricht Elisabeth Mut zu. Besonders eindrücklich bleibt der Satz: „Weißt du denn nicht, dass du ein geliebtes Kind Gottes bist?“ – Eine Frage, die uns alle in Momenten des Zweifels an uns selbst begleiten sollte. Mit ihrem unvergleichlich humorvollen und tröstenden Wesen hilft Anja Elisabeth, ihre Wunden zu heilen.

Die Nebenfiguren in dieser Geschichte sind authentisch und mit einer Prise Humor gezeichnet, wodurch der Roman eine bunte, lebendige Gemeinschaft zum Leben erweckt.

Besonders interessant ist die Darstellung der Reaktionen der Christlichen Gemeinde. Die Mehrheit begegnet Elisabeth mit Verurteilung, doch eine kleine, aufrechte Minderheit lässt sich von den negativen Meinungen nicht beeinflussen.

Annette Spratte gelingt es auf eindrucksvolle Weise, ein schwieriges Thema mit Leichtigkeit und Humor zu erzählen. Die gesellschaftlichen Konflikte und Probleme innerhalb der Gemeinde werden sensibel und dennoch mit Nachdruck behandelt. Dieser Roman ist nicht nur außergewöhnlich schön geschrieben, sondern auch inhaltlich wertvoll. Ich habe die Geschichte mit großer Freude gelesen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Für mich ist es ein klug und bemerkenswert geschriebenes Werk, das ich wärmstens weiterempfehlen kann.