Neuanfang

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Für Elisabeth läuft alles in guten und gewohnten Bahnen. Sie ist verheiratet mit Wolf, der damit beschäftigt ist die Familienfirma zu leiten und dem sie in allem den Rücken freihält, jeden Abend bekommt er ein frisch gekochtes Essen, das Haus und der Garten ist picobello und in ihrer Kirchengemeinde sind die Rollen des Ehepaars auch entsprechend verteilt. Wolfgang ist im Kreis der Ältesten geschätzt und Elisabeth dient im Kirchcafe nach dem Gottesdienst. Gemeinsam haben sie einen Sohn, Jonathan, der mittlerweile studiert. Das könnte doch nun alles so weitergehen, doch dann.....

Kurz vor ihrer Silberhochzeit bekommt Elisabeth überraschend Besuch von ihrer Schwägerin Anja, einer etwas sehr unkonventionellen Sozialarbeiterin, die nach Elisabeths Empfinden etwas sehr hippiemäßig unterwegs ist und die sich gar nicht gut mit ihrem Bruder Wolfgang versteht, dem Leser wird auch bald klar warum. Anja hat auch die Angewohnheit alles direkt und ehrlich anzusprechen, auch was Elisabeths Ehe betrifft und in Elisabeth kommt etwas ganz sachte in Bewegung.

Kurz danach erwischt sie ihren Mann beim Ehebruch auf eine Weise, die ich keiner Frau wünsche und Elisabeths sorgfältig gepflegte und geordnete Welt stürzt komplett zusammen. Sie sieht nun ihren Mann so wie er wirklich ist und weiß, dass es niemals mehr so sein wird wie zuvor. Völlig überstürzt flieht sie Hals über Kopf zu Anja, die auf dem elterlichen Bauernhof vor der Stadt wohnt und sie mit offenen Armen aufnimmt.

Nun beginnt eine spannende Reise, Elisabeth beginnt sich selbst neu zu entdecken, beginnt unter Tränen und auch Lachen, das liegt bei diesem wunderbaren Buch so eng beieinander und ist mit so viel Liebe, Empathie und Tiefgang geschrieben, dass es einfach Freude macht zu lesen, auch wenn der Leser auf der nächsten Seite mit weinen möchte. Anja wird zur Freundin, die Elisabeth so annimmt wie sie ist, etwas was Elisabeth nicht so leicht fällt, denn die beiden sind sowas von unterschiedlich, jedoch finde ich jeder sollte eine Anja haben. Sie gibt Elisabeth immer neue Namen, die Elisabeth immer wieder ablehnt, bis sie schließlich zu ihrem wahren Namen findet und damit ist ein ganz wunderbarer Anfang gemacht.

Ein Neuanfang ist niemals leicht, vor allem nicht, wenn völlig unverhofft das Alte zusammenbricht und man sich Wahrheiten eingestehen muss, die unbequem und unangenehm sind und doch heilsam. Annette Spratte versteht es ganz wunderbar von Scheidung und Neuanfang zu schreiben, von der Befreiung von Lebenslügen und emotionalem Missbrauch in der Ehe, auch in der christlichen Ehe und auch wie viele Gemeinden darin versagen echte Hilfestellung zu geben. Doch sie zeigt auch wie der Glaube heilen kann und wie er neu in Freiheit gelebt werden kann. Elisabeth und Anja sind so verschieden und sind sich doch so nah. Ich hätte noch ewig weiterlesen können.