Rettungsbuch für Frauen aus dem gehobenen Mittelstand ...

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merkurina Avatar

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Als mir die Leseprobe zu "Blumen im Schuh" begegnete, fand ich die Ausgangskonstellation der beiden grundverschiedenen Frauen (flippige Sozialarbeiterin vs. konventionelle Ehefrau) interessant. Ich habe keinen großen Tiefgang erwartet, aber eventuell ein ziemlich unterhaltsames Buch.
Gegen Tiefgang spricht auch das verspielte Wohlfühl-Cover und im Grunde auch der Titel. Aber ich mag auch mal Unterhaltungsliteratur, die Gefahr ist halt immer, dass es triefend kitschig wird.
"Blumen im Schuh" ist nicht kitschig, das ist die gute Nachricht. Leider fühlte ich mich, als ich bereits deutlich mehr als ein Drittel gelesen hatte, immer noch nicht wirklich unterhalten. Das Buch entwickelte für mich weder Sog noch Spannung. Es fühlte sich eher wie Arbeit an, das zu lesen, Arbeit einer gewissenhaften Rezensentin... Nicht unebdingt das, was ich mir bei einem Unterhaltungsroman wünsche.
Ich gebe zu, dass ich im Mittelteil einfach mal diverse Seiten ungelesen ließ. Das letzte Drittel (ungefähr) habe ich dann wieder gelesen - und dann ging's. Ich habe durch diese Auslassung nicht den Eindruck gehabt, dass ich auch nur das Geringste verpasst hätte, das war das Erstaunliche. Ich fand's dann noch ganz interessant zu lesen, wie es "ausgeht" - und da find ich so einiges stimmig, wie erwartet versöhnlich, aber ebenfalls nicht klebrig-kitschig.
"Blumen im Schuh" ist ein kleines bisschen eine Art Therapiebuch. Die vielen sehr guten Ratschläge werden der chaotischen Sozialarbeiterin Anja in den Mund gelegt. Diese ist das absolute Klischee einer Person in diesem Beruf - und dabei ist es auch noch schief angelegt. In Wirklichkeit verstößt es eher gegen Professionalitätsgebote, wenn die Sozialarbeiterin die jugendliche Klientel aus ihrem Job auch mittags zu sich nach Hause kommen lässt...
Der therapeutische Ansatz sorgt vielleicht sogar dafür, dass es mir bisweilen gähnend langweilig vorkommt. Das liegt aber auch daran, dass die Probleme der anderen Klischeeperson, der "gut verheirateten", bibeltreuen Elisabeth, mir arg fremd sind. So ein gelebter Konservatismus mit Überanpassung an den Unternehmergatten...
Ist das Buch nun für diese Zielgruppe besonders geeignet? Ich habe keine Ahnung.