Der Weg zum Erwachsensein

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Als ich dieses Buch mit dem wunderschönen Cover bekam, entlockte mir die überbordende Exotik und Lebensfreude in satt-bunter Blütenform ein spontanes Lächeln und kribbelige Vorfreude. Ich erwarte eine idyllische Mädchen-Story; und lerne die junge Giza kennen, die eine unbeschwerte Kindheit in einer brasilianischen Kleinstadt erlebt, zusammen mit ihren beiden nur wenig älteren Tanten. Sie leben von ihrer Arbeit in einer Gärtnerei und spielen nebenher dort als Kinder zusammen. Die Autorin zaubert eine lebensfrohe Umgebung, in die ich mich trotz (oder vielleicht gerade wegen) der ungewöhnlichen Erzählweise schnell hineinversetzen kann.
Die Probleme und vielen Fragen Gizas beginnen mit ihrem Erwachsenwerden. Die großen Schwestern erweitern ihre Distanz zu dem Mädchen beinah täglich. Je größer Giza wird, um so mehr Arbeit bekommt sie von ihren Schwestern aufgedrückt, wie um damit ihre tausend Fragen nach dem Leben als Frau und nach ihrer Herkunft zu ersticken. Giza selbst sieht sich als hässlich und ungelenk - und erfährt in kurzer Zeit eine rasante Wandlung zum schönen jungen Mädchen. Ich erlebe sie bei den Beobachtungen in ihrer Umwelt - die Konventionen der kleinen Stadt zwängt die Menschen in ein enges Raster von Abläufen und Notwendigkeiten. Überall ist ein Muss. Leidenschaften werden nur heimlich ausgelebt, wie Giza beim Ausliefern ihrer Blumensträuße bald erkennt.
Es zieht sie in ein verpöntes angrenzendes Viertel, wo alle paar Wochen zu Vollmond einer gewissen Königin gehuldigt wird - den damit verbundenen seltsamen Ritualen begegnet Giza mit spöttischer Skepsis. Hier aber lernt sie Liebe und Leidenschaft kennen - die Abneigung ihrer Schwestern wandelt sich fast in abgrundtiefen Hass. Warum?
Die letzten 30 Buchseiten habe ich im Eilzugtempo verschlungen, erschrocken im Erkennen der Zusammenhänge und darüber, wozu Menschen fähig sind.
Ein unbedingt lesenswertes Buch, ich werde es wiederholt lesen - gerade für einen Debütroman empfinde ich es als große erzählerische Leistung.