Lässt mich zwiegespalten zurück

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_Ich hatte Angst, mein Körper entstammte nicht dieser Familie und würde tatsächlich niemals erwachsen werden, niemals ihre Formen annehmen. So behielt ich meine Fragen für mich, um weiterhin meine Hoffnung hegen zu können, die Tochter von irgendjemandem zu sein. Eine Blumentochter (S. 40)._

**Inhalt**

Giza lebt gemeinsam mit ihren Tanten Florinda und Margarida in einer kleinen Stadt in den Tropen Brasiliens inmitten von Mango- und Avocadobäumen. Die Blumen aus dem Garten verkauft Giza in der Stadt und erfährt dadurch von Paaren, die ihre Liebe nur im Geheimen ausleben dürfen.

Giza wächst heran und fühlt sich immer mehr wie eine Fremde. Bis sie eines Tages in die Nachbarschaft nach Vila Morena fährt und dort das erste Mal so wie sie ist angenommen wird. Bei einem Fest lernt sie Tito kennen und lieben. Und auf dem Weg vom Mädchen zur Frau erfährt sie auch mehr über ihre Herkunft.

**Meine Meinung**

Vanessa da Matas hat auf den ersten ca. 100 Seiten eine wunderbare Geschichte geschrieben, die mich sofort in die Brasilianische Flora und Fauna entführt hat. Sie beschreibt diese so farbenfroh und bildlich, dass man z. B. die Mangos förmlich vor sich sieht und riechen kann. Wunderbar formuliert sie schon auf Seite 8, was sie für Blumen empfindet:

_Man kann eine Blume nur mit dem Herzen betrachten, eigentlich ist es das Herz, das sie erkennt. Hätte ich das früher gewusst, es hätte mir weniger ausgemacht, sie alle zu schneiden, ihre dicken Stängel zu kürzen und die kranken Blütenblätter abzurupfen_

Und auch die Geschichte um Giza, die bei ihren Tanten aufwächst, hat mir zunächst gut gefallen. Man spürt, dass sie sich fremd fühlt und es ist schön zu sehen, wie sich dieses Gefühl ändert, als sie Vila Morena und dessen Bewohner besser kennenlernt.

_Wie war es möglich, dass man sich "völlig unpassend" verhielt und trotzdem glücklich war und sich amüsierte? Dass man das Gefühl hatte, sich ein gutes Lachen verdient zu haben, dass man Hoffnungen hegte, ein Gespräch voller aufregender Worte führte, voll ernstgemeinter, direkter Worte, das man lebte? Vielleicht war es einfach so, wenn man Grenzen übertrat, weil der Leidensdruck zu groß wurde (S. 83)_

Doch leider gelingt es der Autorin nicht dieses Niveau zu halten. Ab dem Moment wo Giza sich das erste Mal verliebt und mehr über die Geschichte Vila Morenas und gleichzeitig auch ihre eigene Geschichte erfährt, driftet der Roman in eine Richtung ab, die dazu führte, dass ich zwar nicht abgeneigt war weiterzulesen, aber die Begeisterung merklich sank. Die ohnehin schon blumige Sprache wurde leicht kitschig und als die Sage um die Königin Jade immer mehr im Fokus stand, wurde es auch immer abstruser und irgendwann einfach zu viel des Guten.

Lobend erwähnen möchte ich jedoch die Gestaltung des Covers, welches auch durch die kräftigen Farben ein echter Hingucker ist.

**Fazit**

"Blumentochter" ist ein ganz nettes Buch für Zwischendurch, welches mich in der ersten Hälfte noch überzeugt hat, dann aber zu blumig und unglaubwürdig wurde.