Wunderschöne Sprache

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ismaela Avatar

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Blumentochter beschreibt auf knapp 300 Seiten die Jugend von Giza, einem Mädchen scheinbar ohne Herkunft und Familie, die bei zwei "Tanten" wohnt, die nur wenige Jahre älter sind als sie und sie zwar dulden und sich kümmern, Giza aber sonst nicht viel Liebe entgegenbringen. Irgendwann entdeckt das Mädchen eine geheimnisvolle, von den Bewohnern ihres Dorfes gemiedene Siedlung um die Vila Morena - hier fühlt sie sich zu Hause, findet Freunde und letztendlich auch Antworten auf ihre Fragen bezüglich ihrer Vergangenheit. Der Klappen- und Rückentext, wonach Giza ihr Heimatdorf verlässt und erst 12 Jahre später wieder kommt, um ihre Vergangenheit zu lüften, ist etwas irreführend, denn zwar verlässt sie das Dorf, aber erst nachdem alles aufgeklärt ist. Dass sie mit ihrem 12jährigen Sohn zurückkommt, ist Bestandteil der letzten drei, vier Seiten.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, der Schreibstil war ausufernd, bunt und vollgestopft mit Metaphern, Bildern und Vergleichen; man merkt, dass die Autorin Songwriterin ist. Ich mag es sehr, wenn eine Geschichte von Fabulierlust nur so überschäumt, dann kann ich es auch verschmerzen, wenn die Geschichte selbst nicht der absolute Oberrenner ist. Dass sich ein junges, unerfahrenes Mädchen in einen Mann verliebt, und diese Liebe durch Eifersüchteleien und Intrigen an den Rand des Ruins getrieben wird, ist nicht neu. Auch war mir der allgegenwärtige Sex und sämtliche männliche Personen in diesem Buch irgendwann etwas über, die allesamt als ewiggeile Schürzenjäger dargestellt werden, die ihr Leben lang kreuz und quer möglichst alles flachlegt, was weiblich und bei drei nicht auf den Bäumen ist. Dementsprechend bricht auch das Unheil über zwei Dörfer herein, weil ein Mann mit einer anderen Frau fremdgeht, diese schwängert und damit den Zorn der gehörnten Ehefrau heraufbeschwört. Auch wenn alles als Liebe und Zuneigung und tiefe Leidenschaft beschrieben wird, und dies auch stilistisch wirklich toll gelungen ist, wirkt alles irgendwann einfach zu schwül und schwer. Auch war mir diese seltsame Yade Königin ein bisschen suspekt, aber das war nur ein kleines Detail.

Alles in allem ein sehr schönes Buch, perfekt für einen kalten trüben Wintertag. Lesenswert!