Blut aus Silber

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lunamonique Avatar

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„Blut aus Silber“ bildet den Auftakt zu einer Fantasy-Reihe. Hinter dem Pseudonym Alex Marschall verbirgt sich ein bekannter amerikanischer Autor. Das Fantasy-Debüt avancierte in den USA zum Bestseller.

Nach zwanzig Jahren zerbricht Zosias heimliches zweites Leben mit ihrer großen Liebe Leib in Scherben. Wer hat Sir Efrain Hjortt von Azgaroth, 15. Oberst des Scharlachroten Imperiums, auf das Bürgermeisterehepaar und ihr Dorf angesetzt? Zosia hat einen Verdacht und schwört Rache. Zusammen mit dem Teufelsdingo Lefzenschlecker macht sie sich die auf die Reise um ihre fünf Schurken aufzuspüren und eine schlagkräftige Armee zusammenzustellen. Die kobaltblaue Königin ist keine Legende, sie lebt.

Der junge Sir Efrain Hjortt und seine Kavallerie glauben, es mit einem einfachen Auftrag zu tun haben. Der Sinn dahinter erschließt sich nicht. Hjortt hält an seinen Befehlen fest und lässt ein grausames Massaker ausüben. Er ahnt nicht, mit welcher legendären Kriegerin er sich angelegt hat. Die Wende gibt anfangs Rätsel auf. Sehr schnell wird klar, dass die Rolle der Bürgermeisterin Tarnung war. Die Generalin hat damals mit fünf Schurken gekämpft. Was ist aus ihnen geworden? In Handlungswechseln lernt man den fünften Schurken Maroto kennen, erfährt von Griesgrams und Großvaters Suche nach Onkel Hasenfuß, einer vermissten Prinzessin und Kriegsnonne Portóles drohende Bestrafung und ihrem neuen Auftrag. Nur langsam laufen die einzelnen Fäden zusammen. Autor Alex Marschall hat eine komplexe Welt mit den unterschiedlichsten Gefahren erschaffen. Intrigen, Verrat und Täuschung sind an der Tagesordnung. Bestien wie Gottguane und Hornwölfe lauern auf ihre Opfer. Ein falscher Schritt, eine verkehrte Äußerung kann den Tod bedeuten. Zosia und ihre fünf Schurken haben zu Zeiten des Krieges jeder einen Teufel an ein Tier gebunden. Ihre Begleiter sind unberechenbar. Nicht jeder hat seinen Teufel in die Freiheit entkommen und sich einen Wunsch erfüllen lassen. Zosia und ihr gebundener Teufel Lefzenschlecker hassen sich abgrundtief und müssen doch gemeinsam Gefahren überstehen. „Blut aus Silber“ hat immer wieder grausame Kampfszenen parat. Der unberechenbare Lefzenschlecker, der gerne mal das Gegenteil tut, was von ihm erwartet wird, oder Zosia einen überraschenden Seitenhieb verpasst, sorgt auf seine ganz eigene, schrecklich teuflische Art für Unterhaltung. Von den vielen ungewöhnlichen Charakteren sticht Maroto heraus. Aus dem ehemaligen Helden ist eine verkrachte Existenz geworden, der sich mit peinlichen Jobs über Wasser hält. Er begleitet verwöhnte Adlige gegen Bezahlung auf Reisen und stillt ihre unbändige Abenteuerlust. Bei einer dieser Ausflüge lernt er Purna kennen. Die beiden werden zu einem weiteren außergewöhnlichen Gespann der Geschichte. Jeder verfolgt sein eigenes Ziel. Wer plant eine Täuschung aus welchen Gründen? Wer ist Freund, wer Feind? Nicht immer fällt es leicht der Story und so manchem rätselhaftem Dialog zu folgen. Es sind die Charaktere wie Zosia, die fünf so unterschiedlichen Schurken und Purna mit ihrer schrägen adligen Truppe, die mitreißen. Wie alles andere, verläuft auch der Showdown anders als erwartet. Zum Schluss gibt es mindestens zwei Schicksale, die den nächsten Band mit Spannung erwarten lassen.

Die schwer einzuordnenden Details des Covers stimmen auf eine außergewöhnliche Geschichte ein. Selbst der Titel hat nur Andeutungen parat. „Blut aus Silber“ ist nichts für schwache Nerven und allein aufgrund der 863 Seiten eine Herausforderung. Originelle Ideen, wie Insekten als Rauschmittel, Tiere als Teufel und einem Schurken, der selbst einem Teufel zum Winseln bringt, sorgen für Unterhaltungswert. Humor fließt in Dialoge und Handlung ein und entschärft so manch grausame Szene. Sprachstil und Geschichte sind eigen und überzeugen gerade deswegen. Ein Leseabenteuer, das manchmal etwas ausufert, aber trotzdem seine Pageturner-Qualitäten behält.