Ein gnadenlos „bööööser“ Thriller

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jones79 Avatar

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„Blut will fließen“ ist der dritte Teil einer Trilogie historischer Politthriller. Ich habe die ersten beiden Bände nicht gelesen und kann daher sagen, dass das Buch sich durchaus auch eigenständig lesen lässt. Es schildert die dunkle Seite der US-Politik Ende der 60er Anfang 70er Jahre. Nach der Ermordung der Kennedy-Brüder und Martin Luther King. Nixon und Humphrey stecken im Wahlkampf. Amerika befindet sich mitten im Vietnam-Krieg, es herrschen Gewalt, Mafia und Rechtsextremismus.

Der Roman beginnt mit einem scheinbaren Verkehrsunfall, der innerhalb drei Seiten im ersten Blutbad mündet. Ein brutaler Raubüberfall auf einen Geldtransporter, bei dem die Beute aus mehreren Millionen Dollar und einer Menge Smaragde besteht.

Auf den dann folgenden Seiten werden die drei Hauptcharaktere vorgestellt. Drei skrupellose Männer mit rechter Überzeugung:

Der Ex-Polizist Wayne Tedrow Jr., arbeitet als Angestellter des Film- und Airline-Moguls Howard Hughes sowie für die Mafia,

Don Crutchfield, neurotischer Spanner und Gelegenheitsdetektiv. Er sabotiert den Wahlkampf, um die Wahl des Republikaners Nixon zum Präsidenten zu begünstigen.

 

Und der FBI-Agent Dwight Holly, er infiltriert in der "Operation böööööööser Bruder" schwarze Bürgerrechtsgruppen, um ihnen Verbrechen unterzuschieben und sie so in Misskredit zu bringen.

Diese drei Männer gehen ihren persönlichen Aufträgen nach, jenseits aller Vernunft und Menschlichkeit.

Die ersten 100 Seiten scheint alles etwas zusammenhangslos. Man braucht etwas Zeit, um sich hineinzufinden. Aber ich kann nur sagen, durchhalten lohnt sich. Prompt wird der Leser mitgerissen in einen gefährlichen Strudel aus Hass, Korruption, Drogen und Gewalt.

Die Wege der Hauptfiguren kreuzen sich immer wieder. Auch der anfänglich beschriebene Raubüberfall zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Immer wieder tauchen bei dem Raub mit Tinte beschmutzte Banknoten oder Smaragde auf.

Sehr gut gefallen hat mir auch die Realitätsnähe zur damaligen Zeit. Dazu bedient sich Ellroy zahlreicher historischer Persönlichkeiten die eng mit den erfundenen Charakteren verbunden sind. Fiktion und Wirklichkeit sind kaum voneinander zu trennen. Oft weiß man nicht, was nun wahr ist oder erfunden.

Das Buch erstreckt sich über vier Jahre, es beinhaltet zahllose Schauplätze und eine scheinbar unüberschaubare Anzahl von (Neben)figuren. Zentrale Figuren sterben, meist recht plötzlich.

All dies erfordert eine 100%ige Konzentration. „Blut will fließen“ ist nicht mal schnell nebenher gelesen. Man sollte sich schon Zeit dafür nehmen und mehrere Seiten an einem Stück lesen. Dann kommt man auch gut rein und hat keine Probleme damit, dem Handlungsverlauf zu folgen, zumal auch oft Handlungen und Fakten wiederholt werden.

Sicher, es ist ein überaus gewalttätiger Roman und die Sprache steht dem in nichts nach. Äußerst brutal und derb. Ellroy nimmt kein Blatt vor den Mund, und provoziert sooft es nur geht. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Wer dies nicht mag, dem kann ich dieses Buch nicht empfehlen. Mich persönlich hat es allerdings nicht gestört, vielmehr bekräftigt diese Ausdrucksweise den historischen Rahmen des Romans und bringt einem den damaligen Zeitgeist näher.

Mit seinen kurzen, stakkatoartigen Sätzen unterstreicht Ellroy den rasanten Verlauf der Geschichte. Es prasseln immer mehr Ereignisse auf einen ein. Schlag auf Schlag, kein seichtes Blaabla, wobei der Inhalt nicht auf der Strecke bleibt. Es macht Spaß zu lesen, man kann und will gar nicht mehr aufhören.

Ich denke, es ist nicht zu viel verraten, wenn ich sage, dass das Tempo am Ende etwas heruntergeschraubt wird und man nach Abschluss der Lektüre doch nicht ganz den Glauben an das Gute im Menschen verloren hat ;-)

 

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich werde die ersten beiden Teile auf jeden Fall auch noch lesen!