Ein Konglomerat des Wahnsinns

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Es ist keine einfache und leicht verständliche Kost, die uns James Ellroy als Abschluss seiner Underworld-Trilogie vorsetzt. Direkt hinein in den Hexenkessel der Zeit um 1968 in die Vereinigten Staaten führt uns der ambitionierte Plot, der eine völlige von Rassenhass und Chaos geprägte Zeit schildert. Der Überfall auf einen Geldtransporter stellt den Auftakt zu einem Panoptikum des Schreckens dar, in dem Weiße und Schwarze Intrigen spinnen, Präsidentenkandidaten zum Sieg verhelfen und Banden infiltrieren. Ellroy führt uns in den knapp 800 Seiten quer durch die USA und sogar bis in die Dominikanische Republik und nach Haiti. Seine drei Hauptcharaktere Dwight Holly, Wayne Tedrow und Don Crutchfield kämpfen sich, jeder mit ganz eigenen Mitteln, durch die Zeit und versuchen, sich ihrer Haut zu erwehren. Sie müssen herausfinden, wer hinter dem Geldtransporterüberfall steckt, sich nach Haiti begeben oder sich im herrschenden sozialen System integrieren…

James Ellroy hat keine Angst vor großen Namen. Howard Hughes, Martin Luther King oder J. Edgar Hoover sind nur wenige Persönlichkeiten, die in „Blut will fließen“ Intrigen spinnen und in die Handlung eingreifen. Angereichert wird seine Erzählung, die den Schlusspunkt seiner Underworld-Trilogie nach „Ein amerikanischer Thriller“ und „Ein amerikanischer Albtraum darstellt“  durch immer wieder auftauchende fiktive Telefongesprächsaufzeichnungen oder Akteneinschübe. Um all dies zu beschreiben benutzt Ellroy eine rasiermesserscharfe Satzbauweise, bei der oftmals Sätze nur aus einem oder zwei Wörtern bestehen.

Laut Selbstauskunft treibt ihn der Wunsch um, der größte Kriminalschriftsteller aller Zeiten zu werden, was er mit diesem Buch bestätigt haben dürfte.  Der ambitionierte Plot geht weit über einen Thriller hinaus, denn er ist zugleich Zeitdokument und ein großes Gesellschaftsepos in einem. Ich habe das Buch zwar in seiner Fülle an Handlungssträngen und Charakteren nicht vollkommen überblickt, doch kann ich sagen, dass das Buch eines der größten Thrillerprojekte der letzten Zeit war und nicht zu Unrecht von den Medien gerühmt und empfohlen wird. Es ist auf der einen Seite dank seines megakurzen parataktischen Satzbaus furchbar anstrengend zu lesen, doch auf der anderen Seite belohnt es durch einen komplexen Plot, den man so ambitioniert in nur wenigen Kriminalromanen liest!

 

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)