Hartes Kaliber

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ulrike229 Avatar

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Die USA in den sechziger Jahren. Ein ungeklärter Überfall auf einen Geldtransporter. Korrupte Politiker. Verschwörungstheorien und Sex. Politische Unruhen und Rassismus. Klingt spannend? Ist es auch, wenn man bereit ist, sich auf einen ungewöhnlichen Thriller mit Bezug auf die jüngere amerikanische Geschichte einzulassen.

 

Während des Lesens hatte ich oft eine verrauchte, kleine Kanzlei vor Augen, in der ein Detektiv paffend an seinem Schreibtisch sitzt. Dort schildert er derb, sachlich und im Telegrammstil die beobachteten Geschehnisse. So viel zum Klischee.

 

Zu Beginn des Buches musste ich mich ziemlich quälen und mich beherrschen, es nicht einfach in die Ecke zu werfen. Es gab einfach zu viele Namen, Einzelschicksale und zu viele Anspielungen auf Geschehnisse, die ich nicht so recht zuordnen konnte. Da half nur, sich alle Personen und ihre Verbindungen untereinander zu notieren und im Internet die Ereignisse zu recherchieren. Aufgrund der eingefügten Akten, Tagebucheinträge, Nachrichten und der eigenen Recherche fühlte ich mich bald selbst wie ein Cop, der herausfindet, wer nun eigentlich gut und wer böse ist. So involviert war ich lange nicht in einen Thriller.

 

„Blut will fließen“ hat viele geniale Elemente, aber für viele Menschen wird das Buch abschreckend wirken: es bereitet Arbeit – man muss sich hineindenken und aufmerksam sein, über 700 Seiten lang.

 

Der Roman ist etwas für Leser, die sich auf ein Buch einlassen möchten. Zum Lesen in der Bahn taugt es leider nicht, schon allein wegen des Gewichts. Außerdem muss das Grundthema „Geschichte der USA“ und „Verschwörungstheorien“ faszinieren, oder zumindest interessieren.