Spannender Thriller

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matze08645 Avatar

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James Ellroy hat mit seinem aktuellen Roman "Blut will fließen" wieder einmal eine wunderbare Geschichte über Macht, Gewalt, politische Verschwörungen und das außerordentlich aufgewühlte Amerika der 1960er Jahre geschrieben. Der Roman gehört zur Underworld USA Trilogie, die die Ereignisse in den USA von 1958 bis 1974 beschreibt. Die beiden ersten Bände - "Ein Amerikanischer Thriller" und "Ein Amerikanischer Albtraum" - erschienen 1995 und 2001. Sie beschreiben die Ereignisse bis 1968 und der dritte Band schließt nun daran an und beschreibt Ereignisse und Entwicklungen bis 1974.

Der Roman besitzt nicht nur ein Vorwort, das explizit darauf verweist, dass die folgenden beschriebenen Ereignisse der Wahrheit entsprechen, sondern auch gleich den Hinweis enthält, dass manche beschriebenen Zusammenhänge vielleicht nicht mit dem offiziellen Wissen übereinstimmen mögen, jedoch wirklich so gewesen seien. Dem eigentlichen Plot wird ein Kapitel mit einem Rückblick auf einen Geldtransporterüberfall im Jahre 1964 vorangestellt, anschließend jedoch mit der eigentlichen Erzählung begonnen. Diese setzt im Jahre 1968, dem Wahljahr, in dem sich Nixon und Humphrey für das Präsidentschaftsamt bewarben, ein. Die Atmosphäre dieser Zeit ist geprägt vom Vietnamkrieg, Rassenunruhen, Gewalt, politischen Machtkämpfen, organisierter Kriminalität, Auseinandersetzungen im Drogenmilieu, koruppten Cops und den Nachwirkungen der Morde an den Kennedys und Dr. King.

Eine besondere Rolle scheint der Geldtransporterüberfall zu spielen. Dieser geschah 1964 blieb jedoch bislang ungeklärt. Die Cops Scotty Bennett und Marshall Bowen beginnen mit intensiven Ermittlungen und geraten dabei immer mehr in politische Ränkespiele hinein. Sie kommen mit Bereichen der organisierten Kriminalität in Kontakt und beginnen bald zu erkennen, dass kursierende Verschwörungstheorien um Richard Nixon und dessen Wahlkampf sowie um dessen Beziehungen zu Howard Hughes nicht nur erfunden sind, sondern durchaus wahre Kerne besitzen. Je mehr Informationen jedoch ans Licht kommen, desto gefährlicher werden die Ermittlungen und ein desto interessanteres Bild von den Zusammenhängen zwischen Macht, Geld, Gewalt und Politik beginnt zu entstehen.

Wie einmal zeichnet sich Ellroys Roman dadurch aus, dass nicht nur der Plot äußerst interessant und spannend ist, sondern auch seine Sprache wieder im Staccato-Stil durch eine atemlose Folge von Ereignissen führt. Der Leser hat kaum Zeit sich lange an irgendwelchen Beschreibungen aufzuhalten, erhält nur die nötigsten Personen- und Umgebungsinformationen und ist doch sehr genau ins Bild gesetzt. Verwirrend mag zu Beginn das Aufmachen verschiedener Handlungsstränge und damit verbunden das Einführen zahlreicher Charaktere sein, doch je weiter die Erzählung voranschreitet, desto besser lassen sich Personen, Ereignisse und Zusammenhänge zuordnen. Der Leser erhält so einen sehr umfassenden Einblick in die Geschehnisse zur Zeit des Nixonwahlkampfes und auch, wenn nicht alles der Wahrheit entspricht, sondern ein Aufgreifen bestehender Verschwörungstheorien im Sinne eines spannenden Romans stattfindet, so dürfte 'Blut will fließen' trotzdem eine sehr treffende Gesellschaftskritik an den USA der 1960er Jahre sein.