Verwirrung inklusive

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scylla Avatar

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Ich würde ja gern am Anfang meiner Rezension den Inhalt dieses mit fast 800 Seiten doch sehr umfangreichen Romans kurz zusammenfassen, aber es ist mir leider nicht möglich. Auch nun, nachdem ich mich lange hindurchgequält habe, kann ich den Sinn immer noch nicht ganz verstehen und frage mich verzweifelt, was der Autor mir eigentlich sagen wollte.

Das Buch beginnt sehr rasant und in einem sehr außergewöhnlichen Schreibstil mit der Schilderung eines Überfalls auf einen Geldtransporter und macht wirklich Lust auf mehr. Auf die Fortsetzung oder wenigstens die erneute Erwähnung dieses Handlungsstranges wartet man dann jedoch lange vergeblich. Stattdessen wird anscheinend innerhalb von 10 Seiten die gesamte Handlung der 2 Vorgängerromane zusammengefasst, um einen Überblick über die Personen und Handlungsverknüpfungen zu geben. Das ist sicherlich nicht schlecht, bei solch einer Fülle von Personen, Beziehungen und Verbindungen ist es aber unmöglich in die Geschichte einzusteigen, ohne die beiden ersten Romane der Trilogie zu kennen. Dies wird auch im Verlauf des Buches nicht besser. Es wird ständig zwischen den zahlreichen Personen und Handlungssträngen gewechselt, sodass man kaum noch folgen kann. Auch nach 200 Seiten war für mich noch immer kein richtiger Zusammenhang erkennbar.

Erschwert wird das Verständnis zusätzlich durch den sehr abgehackten und ziemlich derben Sprachstil, für den die Bezeichnung „politisch unkorrekt“ noch untertrieben ist. Wenn ich fast auf jeder Seite von „Mohren“, „Negern“, „Schwuchteln“, „Nutten“ (und noch einigen schlimmeren Bezeichnungen, die ich hier lieber nicht nenne möchte) lesen muss, vergeht mir wirklich die Lust am Lesen. Auf Dauer war das einfach zu viel. Bezeichnungen wie „Operation bööööser Bruder“ oder „Martin Luzifer King“ finde ich einfach nur geschmacklos und auch wenn sie die Atmosphäre des Buches unterstützen, kann ich mich einfach nicht damit anfreunden.

Wenn dieses Buch ein Epos über die amerikanische Geschichte sein soll, dann bin ich wirklich froh, dort nicht leben zu müssen. Denn das „reale“ Amerika der 60er Jahre scheint nur korrupte Behörden und Präsidenten, Faschisten, Judenhasser und alkohol- und drogenabhängige Agenten und Ermittler zu kennen, für die Mord und Vertuschung zum Tagesgeschäft gehören.

 

Fazit: Wer nicht gerade ein überzeugter Fan von James Ellroy ist, sollte von diesem Buch eher die Finger lassen. Gerade wenn man die beiden Vorgänger nicht kennt, ist es unmöglich in die Geschichte hineinzufinden. Für mich ist das Buch einfach nur verwirrend und der Inhalt wird mir kaum im Gedächtnis bleiben.