"Blutige Stille"

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mel.e Avatar

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**"Sie töteten alle Mitglieder der Familie Plank. Die Leichen des Vaters und der beiden Söhne fand man im Wohnhaus, die der Mutter und des Babys auf dem Weg zur Scheune. Doch niemand war auf das vorbereitet, was sie in der Scheune fanden. Die beiden Mädchen, gefoltert und misshandelt. Die Familie gehörte zur amischen Gemeinde in Painters Mill, Ohio, sie lebten getreu ihren Glaubensgrundsätzen von Schlichtheit und Bescheidenheit, waren gottesfürchtige Leute. Fernab von den Verführungen der Zivilisation. Oder enthüllt das Tagebuch der ältesten Tochter eine andere Wahrheit? Spannungsgeladen und aufregend: Auch der zweite Thriller mit Polizeichefin Kate Burkholder ist Nervenkitzel pur. Ein Thriller, der Gänsehaut garantiert!" **




Der Quicktest auf Vorablesen.de hat mich so sehr angesprochen, daß ich mir das Buch auf meine Wunschliste gesetzt hatte. Als es dann direkt am Erscheinungstermin bei mir ankam, fiel es mir schwer es wieder aus den Händen zu legen, da es wirklich tief bewegt und fasziniert. Für mich war dies der erste Roman von Linda Castillo, aber da mir "Blutige Stille" wirklich gefallen hat, werde ich auch "Die Zahlen der Toten" lesen wollen. Das Buch ist von Anfang an sehr spannend und flaut nicht ab. 

Natürlich hat man schon von den Amischen gehört, aber in diesem Buch wird man über vieles, was diese Religion nenne ich es mal, aufgeklärt was man bisher nicht wusste. Für mich sind Amische Männer mit Bärten und Frauen in langen Kleidern und Kopftuch, aber hinter der Entscheidung als Amischer / Amische zu leben birgt noch viel mehr und das ist wirklich sehr interessant. Selbst die Polizeichefin Kate Burkholder, die Hauptperson in diesem Buch, gehörte bis zur "Rumspringa" zu den Amischen. "Rumpringa" (To be or not to be Amisch) ist die Zeit an der sich alles entscheidet. Man darf auf den Putz hauen und sich danach entscheiden, ob man sich taufen lassen möchte oder exkuminiziert werden möchte, d.h aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Im Netz gibt es diverse Fotos dazu, z.B kopftuchbedeckte Mädchen mit Kippe im Mund, Jungs auf Pferdewagen mit Bierdosen in der Hand ........ sieht wirklich merkwürdig aus und passt sogar nicht zu dem Bild was ich mir von den Amischen gemacht habe. Dies ist halt eine Zeit der Entscheidung und sehr wichtig für die Jugendlichen. Gerade durch die Vergangenheit der Polizeichefin Kate Burkholder trifft sie der Mord, die Abschlachtung, trifft es wohl besser, sehr und sie will unbedingt aufklären, wer dieser Familie solch schlimmes angetan hat. Das Verständnis bekommen wir durch viele ingefügte Sätze und Gedanken, aber so ganz geht sie auf ihre Vergangenheit nicht ein und warum sie sich gegen ein Leben als Amische entschieden hat. Man kann es sich denken, aber ganz klar ist es leider nicht. 
Aufklärung zur Tat bringt dann ein Tagebuch, welches Mary, eine der Töchter geschrieben hat. Dieses führt Kate auf die Spuren des Täters bzw. der Täter. Hilfe dabei bekommt sie von John Tomassetti, ihrer Affäre. Selbst hat er genug eigene Probleme, die für mich wirklich nachvollziehbar sind, dennoch ist er eine starke Stütze für Kate, die immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Allerdings kann man bei ihr nur Vermutungen anstellen, was wirklich nach ihrem Ausschluss der Gemeinschaft geschehen ist. Um den Fall zu lösen muss sie sich also ihrer Vergangenheit stellen und auch mit anderen Amischen Familien Kontakt aufnehmen, die ihr etwas ratlos entgegentreten, da sie immer noch ihre Sprache spricht, aber sich dennoch anders verhält als sie. Einer der amischen Jungen ist etwas zurückgeblieben, aber ist derjenige, der sie auf die Spur des Täters / der Täter bringt. Die amischen dürfen sich nur unter einander verheiraten und das schon seit Generationen, daher sind viele der Kinder, da die Gene sehr ähnlich sind der Eltern, oft zurückgeblieben, also behindert, so wie wir sagen würden. Das wollte ich nur erwähnen, weil mir das bisher nicht bewusst war. 

Das Cover deutet schon an um was es geht, ein Bugggy, eine Pferdekutsche in völliger Ruhe auf dem Weg. Alles scheint sehr friedlich, aber das wirklich Böse wird uns in diesem Buch begegnen und uns den Atem anhalten lassen, da bin ich mir ganz gewiss. Für die Amischen kommen Autos nicht in Frage und wie ich schon erwähnte, man sieht vieles klarer rund um diese Religion, die mir bis dato doch eher unbekannt war. Erinnert alles ein klein wenig an "Unsere kleine Farm" ohne Fortschritt und Technik. Mary bricht aus, weil sie sich verliebt und das wird ihr zum Verhängnis und leider auch ihrer kompletten Familie. Schrieb ich die komplette Familie? Das muss ich berichtigen, denn ein Bruder lebte nicht in der Gemeinschaft, da er sich als Homosexuell bekannt hat und der Gemeinschaft verstossen wurde. Er gilt vorläufig als Hauptverdächtigter. Wer nicht mehr zur Gemeinschaft gehört, darf keinen Kontakt zur Familie halten und das ist wirklich hart. Dennoch gibt es hier einen brieflichen Kontakt zu Mary und daher auch einige Hinweise, weshalb die Familie (fast) komplett ausgelöscht wurde. Mary war verliebt und das wurde ihr zum Verhängnis und leider nicht nur ihr, sondern auch ihrer Familie. Das schrieb ich schon, aber diese schreckliche Tatsache muss einfach mehrfach erwähnt werden. Was ist denn so schrecklich, daß es zu so einer grausamen Tat kommen muss? Ein tiefes uns sehr abstossendes Geheimnis, welches durch das Tagebuch offenbar wird und mich oft den Kopf schütteln ließ, über das was Mary schon vorher passiert ist. Ist ihr nicht bewusst, daß der junge Mann sie nur ausnutzt? Das er mit ihr spielt? Ich würde so gerne mehr schreiben, aber dann nehme ich dem Buch die komplette Spannung! Da der Hof der Planks sehr abgelegen liegt, bekommt keiner der direkten Nachbarn mit, was sich dort abscheuliches abgespielt hat und nur Marys Tagebuch wirft jede Menge Fragen auf und Kate Burkholders Herz schreit nach Gerechtigkeit, so sehr, daß sie sich selbst in Gefahr begibt. Spannung bis zur letzten Seite ist tatsächlich garantiert und das kann ich wirklich nicht über jedes Buch, welches ich gelesen habe garantieren. Linda Castillo versteht es tatsächlich mich zu fesseln.



Dieser Thriller ist jedenfalls nichts für Zartbesaitete, denn die Gewalt, die dort aufgeführt wird, wird bis ins kleinste Detail erläutert und man kann es fast bildlich sehen. Sehr betroffen war ich von der Tatsache, daß wirklich alle den Tod gefunden haben, auch das jüngste Kind der Familie, noch ein Baby. Erschossen durch den Rücken der Mutter hindurch. Wer da nicht schlucken muss ist echt abgebrüht. Auch die Foltermethoden der beiden jungen Mädchen in der Scheune haben mir einen echten Schauer über den Rücken jagen lassen. Ich war teilweise regelrecht angeekelt, entsetzt, aber dennoch fasziniert. Einmal angefangen, konnte ich nicht aufhören zu Lesen. So gefesselt von einem Buch war ich schon lange nicht mehr und das will schon was heißen, denn ich lese wirklich sehr, sehr viel und gerne. Thriller gehören normalerweise nicht zu meiner bevorzugten Genre, aber die Leseprobe war so ansprechend, daß ich unbedingt wissen wollte, was war geschehen, wie geht es weiter? Das Buch direkt nach Erscheinung anzufordern, war also eine sehr gute Entscheidung! 


Von mir gibt es eine echte Leseempfehlung! Ich war schockiert, fasziniert und wirklich betroffen! Für mich ein echt spannendes Lesevergnügen (wobei Lesevergnügen bei soviel Grausamkeiten ein wirklich komisches Wort ist!) mit einem Buch, welches wirklich schwer aus der Hand zu legen war! 


Wünsche euch ein schönes langes Wochenende, 
Viele Grüße, 
Mel