Wieder viel zu viel Wodka

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clara_fall Avatar

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Auch in ihrem 2.Thriller lässt Linda Castillo ihre Hauptfigur Kate Burkholder durch alle Höhen und Tiefen des Lebens gehen. Verfolgt von den Schatten der Vergangenheit, umgeben von einer Gesellschaft die von Amischen und Nicht-Amischen geprägt ist, getrieben von einem neuen, brutalen Fall, getröstet von zu viel Wodka und ihrem Gelegenheitspartner John Tomasetti - soweit erst einmal keine Unterschiede zu ihrem ersten Buch. Aber Mrs.Castillo hat sich gesteigert und sich schon etwas mehr von der Liebesroman-Ecke entfernt. Die Handlung ist flüssiger und glaubwürdiger geschrieben, man mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Trotzdem gibt es weitere informative Einflechtungen über die Amisch-Gemeinde, ohne belehrend zu wirken. Besonders nachdenklich hat mich gemacht, wie spöttisch und verachtend teilweise die amerikanische Bevölkerung mit religiösen Minderheiten umgeht. Unwissenheit und Vorurteile verhindern auch hier wertvolles Brückenbauen wie in so vielen "modernen" Staaten der Erde. Burkholder und Tomasetti schweißt auch in diesem Buch die Erfahrung eines traumatischen Erlebnisses zusammen, auf weitere Gemeinsamkeiten wartet der Leser vergeblich. Zuviel Wodka lässt Kate übersehen, dass sie es hier nicht nur mit einem Täter zu tun hat. Das beschert dem Buch ein fast vorhersehbares Ende, denn der Leser fühlt sich dann doch zeitweise der Hauptakteurin überlegen und kann nur den Kopf schütteln über so viel Ignoranz. Das wiederum macht Kate menschlich und zu keiner Superheldin. Nach wie vor gehört sie zu meinem Lieblingsfiguren und ich bin auf die Fortsetzung gespannt. Das Cover strahlt Einsamkeit und Betrübnis aus und passt zum Thema des Buches.