Hochspannend und brutal, Brutalität jedoch kein Selbstzweck!

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nordlicht Avatar

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Inhalt
In ihrem neuesten Fall haben es Hunter und Garcia mit einer unglaublich brutalen Mordserie zu tun, innerhalb weniger Tage werden drei Menschen bestialisch abgeschlachtet, nachdem man ihnen zuvor Todesangst eingeflößt und sie gequält hat. Dass die Morde trotz der völlig unterschiedlichen Vorgehensweisen von demselben Täter verübt wurden, erkennen die Ermittler an Nachrichten, die dieser an jedem Tatort zurückgelassen hat – diese Nachrichten wirken so, als stammten sie aus einem Liebesgedicht. Der Täter, der seine Taten als „Lektionen“ betrachtet, nennt sich „der Mentor“.
Für Hunter, Garcia und ihre Chefin Captain Blake ist der Fall ein Rätsel, da die drei Mordopfer einander nicht kannten und auch keine ins Auge stechenden Gemeinsamkeiten aufweisen, die ein Motiv ersichtlich machen könnten. Es dauert einige Zeit, bevor Hunter eine Entdeckung macht, die einen gemeinsamen Nenner erkennen lässt, eine Entdeckung, die darauf hindeutet, dass ein weiterer Mensch in tödlicher Gefahr ist. Für die Detectives folgt jetzt ein Wettrennen mit der Zeit, um den nächsten Mord noch zu verhindern…


Beurteilung
Der Aufbau des Thrillers ist so, wie man es von Chris Carter gewohnt ist: In zahlreichen, oft kürzeren Kapiteln mit Cliffhangern und Szenenwechseln treibt der Autor die Handlung rasant voran. Drei Menschen fallen dem selbsternannten Mentor zum Opfer, bevor ein Tatmotiv erkennbar wird. Durch den Perspektivwechsel zwischen Ermittlern und Mordopfern wird der Leser quasi zum Augenzeugen und erlebt die letzten Stunden dieser bedauernswerten Menschen mit, er erlebt auch hautnah den unglaublichen Schmerz der Hinterbliebenen, denen vom Täter Videos geschickt werden, in denen sie den Tod ihrer Liebsten ansehen müssen. Diese Szenen sind schwer zu ertragen und sicherlich nicht für jeden Leser geeignet. Die Brutalität dieser Schilderungen ist jedoch kein Selbstzweck, denn nach und nach entschlüsselt sich eine überaus tragische Geschichte und eine gewisse Logik hinter den augenscheinlich so sinnlosen Gewalttaten. Der gut konstruierte Plot wird nachvollziehbar aufgelöst, wobei erneut ein verhängnisvolles gesellschaftliches Phänomen unserer Zeit kritisch angesprochen wird.
„Blutige Stufen“ ist durchgängig von einem hohen Spannungsniveau geprägt, es fällt schwer, die Lektüre zu unterbrechen. Der Autor widmet nicht nur seinen Protagonisten viel Aufmerksamkeit, sondern gestaltet auch die Täterpersönlichkeit individuell aus, bei allem Abscheu vor den grausamen Taten kann man sich – nach Enthüllung der Vorgeschichte - ein wenig in die Gefühle des Mörders hineindenken.
Der Großteil der Handlung ist in der Realität vorstellbar, lediglich zum Schluss wird ein Aspekt der Ermittlung auf eine Art zum Abschluss gebracht, die in Bezug auf Glaubwürdigkeit etwas schwächelt.


Fazit
Hochspannend und fesselnd mit sehr brutalen Schilderungen, die jedoch kein Selbstzweck sind, sondern sich passend ins Gesamtbild fügen!
4,5 Sterne