Thriller-Fertigfutter oder doch Gourmet-Menü?

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wolfgangb Avatar

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Man nehme einen direkten Einstieg zum raschen Aufwärmen des Lesers und zur schlagartigen Gewinnung seiner Aufmerksamkeit, dazu eine möglichst sympathische Hauptfigur, die womöglich sogar schon aus einem Vorgängerband bekannt ist und konfrontiere diese anschließend mit einem Serienmörder. Im Idealfall hat dieser einen Spleen, ein nicht alltägliches Motiv oder eine recht originelle Signatur. Das ganze verpacke man in kurze, innerhalb weniger Minuten konsumierbare Kapitel und beschert dem Leser somit einige schlaflose Nächte.

Nach diesem Prinzip funktionieren jene Thriller, die derzeit zuhauf auf den Regalen der Buchhandlungen zu finden sind, und auch die Leseprobe von Kate Rhodes neuem Roman "Blutiger Engel" verspricht, sich recht brav an dieses Schema zu halten. Ein Ausbruch körperlicher Gewalt gegen die Protagonistin gleich zu Beginn, sodaß man eigentlich gar nicht anders kann, als Sympathie für sie zu empfinden, erzeugt rasch Interesse. Ein Mord, dessen Umstände so außergewöhnlich sind, daß er geradezu der Auftakt einer Serie sein muß, schon ist man im Sog des Romans gefangen. Vermutlich wird die Psychologin Alice Quentin ihren Gegenspieler am Schluß zur Strecke bringen, und vermutlich wird sie auch persönliche Wunden davontragen.

Warum sollte man sich mit diesem Buch also auseinandersetzen? Ganz einfach: Weil das geschilderte Prinzip einfach immer wieder funktioniert, beste Unterhaltung garantiert, nach der man sucht. Und vor allem - weil man unbedingt wissen will, ob der Roman es zustande bringt, sich als außergewöhnlich zu erweisen, das Vorurteil abzuschütteln, Thriller-Konfektionsware von der Stange zu sein.
Ich bin neugierig.