Blutiger Engel - Alice Quentin ermittelt wieder

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Alice Quentin hat sich vom Überfall endlich erholt. Zu ihren vielen Psychosen sind noch zwei, drei kleinere gekommen (wen wundert es nach dem ersten Fall), aber sie ist stark, wie man sie vom ersten Band kennt. So nebenbei: den ersten Teil muss man nicht zwingend gelesen haben, um den zweiten genießen zu können. Es gibt ein paar Anspielungen, die kann man getrost überlesen. Der zweite Fall hat rein gar nichts mit dem ersten zu tun.

Viel hat sich verändert - Don Burns ist kaum wiederzuerkennen. Er ernährt sich gesünder (die Spuren vom Fast-Food und Junk-Food sind aus seinem Auto verschwunden), er hat viel abgenommen. Aber er hat einen schweren Stand bei den Kollegen. Deshalb bittet er Alice wieder einmal um Hilfe. Und die kann gar nicht anders, als sich immer mehr mit dem neuen Fall zu beschäftigen. London leidet unter der Gluthitze und so kann Alice wesentlich weniger Laufen gehen, wie sie es sonst tut. Vielleicht fällt ihr auch deshalb einiges etwas schwerer.

Sieht der erste Todesfall noch nach einer Zufallstat aus, stellt sich doch bald heraus, dass all die Toten tatsächlich Gemeinsamkeiten haben. Nicht nur die Engelkarten und Federn deuten darauf hin. Alice kommt nur nicht dahinter, warum der Mörder vorgeht, wie er es eben tut (ich möchte nicht spoilern).

Dazu kommt, dass einer ihrer Patienten ihr das Leben schwer macht. Darren geht erst auf sie los, dann brabbelt er etwas davon, dass er dafür sorgt, dass ihr nie wieder jemand etwas tun wird. Und Darren ist immer in der Nähe - aber nicht zu fassen.

Auch Will, der Bruder von Alice, ist wieder dabei. Ich denke, von ihm werden die nächsten Bände noch mehr bringen. Dann sollte man wohl doch alle Teile nacheinander lesen. Will kämpft mit seiner Drogensucht und deren Folgen. Die Wolken sind seine aktuelle Beschäftigung.

Und endlich lässt es Alice zu, dass ein Mann ihr Herz erreicht. Andrew ist ein ganz besonderer Mann und Alice kann mit jedem Tag mehr von ihrer Mauer fallen lassen. Doch wie glücklich kann Alice werden?

Als Alice dann in Gefahr gerät, wird ihr schlagartig klar, wie alles zusammenhängt.

Der Thriller weist stellenweise Längen auf, die nur durch den trockenen Humor der Protagonistin (bzw. der Autorin, je nach Sichtweise) ausgeglichen werden. Alice behandelt Menschen mit Psychosen und hat selbst genug davon. Beides sieht sie mit Abstand und mit Humor, kann gut damit umgehen und den Leser schmunzeln lassen. Die Spannung ist fast über das ganze Buch hinweg da, auch wenn sie stellenweise gedehnt wird.

Schade finde ich, dass das Cover diesmal keine so wunderschöne Spielerei aufweist, wie der erste Band (Im Totengarten). Auch ist der Originaltitel ("A killing of angels" also in etwa "Das Töten der Engel") treffender und passender. Allerdings ist das momentan sehr oft so, dass Titel nicht gut übersetzt bzw. einfach völlig geändert werden. Schade!

Insgesamt war es sehr schön, wieder mit Alice zu ermitteln und alte Bekannte wieder zu treffen. Dafür vier Sterne!