Solide Krimikost

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laberladen Avatar

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“Blutiger Engel” ist der zweite Fall für die Psychologin Alice Quentin und die Fortsetzung zu "Im Totengarten". Man muss den ersten Teil aber nicht zwingend vorher gelesen haben, sondern kann problemlos gleich beim “Blutigen Engel” einsteigen.

Wie schon im ersten Teil geht es nicht in erster Linie um den Kriminalfall. Das Privatleben von Alice mit ihrem psychisch kranken Bruder, ihren eigenen Ängsten und Macken, dem Berufsleben als Psychologin, ihrem Liebesleben, der Annäherung an ihre Mutter und ihrer ausgeflippten Freundin Lola spielt mindestens eine genauso große Rolle.

Ihre Streifzüge durch London fand ich nett, weil ich die eine oder andere Ecke auch schon besucht habe und mir bildlich vor Augen stand, wie es dort aussieht.

Wie Alice das nervtötende Verhalten ihres Bruders und ihrer Mutter einfach so hinnahm, konnte ich nicht verstehen und es regte mich auch auf. Mehr als eine geschilderte Szene lief auf eine Auseinandersetzung hin, aber Rhodes ließ mittendrin die Luft raus und ich blieb mit Wut im Bauch zurück. Alice offensichtlich nicht. Oder wenn, dann versuchte sie, durch exzessives Joggen den Stress abzubauen, stellte sich aber nie wirklich der Situation. Das machte mich verrückt und ist meiner Meinung nach auch nicht das passende Verhalten für eine Psychologin.

Die Mordermittlungen an sich waren nichts Besonderes. Die Spannung war nicht übermäßig hoch, aber die flüssige und leicht lesbare Art von Kate Rhodes zu schreiben, sorgte zusammen mit dem abwechslungsreichen Themenmix aus Alice Quentins Privatleben dafür, dass das Buch unterhaltsam war und ich bei der Stange blieb.

Für einen möglichen dritten Teil braucht es jetzt allerdings entweder einen spektakulär-spannenden Mordfall, der für wesentlich mehr Thrill sorgt, oder etwas völlig anderes im Privatleben von Alice.